Die neue Staffel von „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“ rollt auf RTL unvermeidlich auf die Fernsehzuschauer zu. Wir nennen fünf Gründe, nicht einzuschalten.

Nachrichtenzentrale : Lukas Jenkner (loj)

Stuttgart - Nun ist es also wieder so weit: RTL lädt für Freitag, 19. Januar, zur zwölften Staffel von „Ich bin ein Star – holt mich hier raus“. Die Herzen aller Fans der Ekel-Show aus dem australischen Dschungel dürften höher schlagen. Auf jene, die mit diesem Fernsehmüll des Privatfunks nichts anfangen können, warten nun wieder knapp zwei Wochen einsame Mittagspausen, weil sie nicht mitreden können.

 

Oder es auch gar nicht wollen – denn mal ganz ehrlich: Es gibt kaum eine größere Zeitverschwendung im Fernsehen, vom Testbild vielleicht abgesehen. Aber das erfüllt immerhin noch eine Funktion. Das Dschungelcamp hingegen ist eine gewissenlose und gut funktionierende Maschine, die vor allem mit Menschenwürde betrieben wird – zunächst von denen, die sich auf der Mattscheibe körperlich und seelisch entblößen, letztlich aber auch von den Zuschauern.

Aber vielleicht naht ja bald das Ende des TV-Jammertals. Wer sich bis dahin rechtfertigen muss, warum er nicht an dieser Fernsehjauche schnüffeln mag, für den sind die nachfolgenden fünf Gründe, warum es in Ordnung ist, das Dschungelcamp zu hassen.

1. Das Konzept bleibt ein Waterloo der Fernsehethik

Die Idee, Menschen Geld dafür zu zahlen, dass sie sich ihre Würde nehmen lassen, erinnert bei Licht besehen fatal an Prostitution. Schon allein deshalb ist die Idee von „Ich bin ein Star – holt mich hier raus“ von Anfang an eine Krankgeburt gewesen. Das gilt auch für alle anderen TV-Shows mit ähnlichem Charakter, in denen sich die empathielose Häme der Zuschauer über Kandidaten ergießt, von denen am Ende nichts übrig bleibt außer schrillen TV-Bildern, die an die Instastories von Schwesta Ewa erinnern.

Dagegen ließe sich nun einwenden, dass die jeweiligen Kandidaten genau wissen, was auf die sie zukommt. Aber was auch immer abgehalfterte Stars der dritten und vierten Reihe dazu treibt, sich in Aquarien voller Kakerlaken zu legen – man muss es ja nicht auch noch befeuern.

2. Das Format ist ausgelutscht wie eine Seegurke

Selbst Fans des Dschungelcamps müssen endlich einsehen: Mit der zwölften Staffel dürfte die Show ihren Zenit überschritten haben. So wie jede TV-Serie früher oder später nur noch immer mehr vom Gleichem serviert, sind bei jeder Neuauflage der Ekel-Show immer weniger Überraschungen zu erwarten.

Das zeigt auch die Kandidatenauswahl, die sich mehr und mehr aus der dritten und vierten Reihe und dem Kosmos bedient, der vor allem von RTL und der Bild-Zeitung künstlich erzeugt wird. Wer sich nicht in dieser Blase von Halbprominenten bewegt, der wird mit den wenigsten Namen etwas anfangen können. Als Qualifikation genügt es zwischenzeitlich, die Schwester einer Prominenten zu sein (Jennifer Frankhauser, die vom selben Blute ist wie Daniela Katzenberger). Was für ein Armutszeugnis!

3. Auch Maden sind Tiere, die zu Schaden kommen

Als die frühere Porno-Darstellerin und spätere Dschungelkönigin Melanie Müller 2014 lebende Mehlwürmer verspeiste, lief die Tierrechtsorganisation Peta Sturm, und das völlig zu Recht. Nun kann man der Auffassung sein, dass Insekten ein Bewusstsein für ihr Schicksal fehlt, aber es sollte eigentlich klar sein, dass zu schnöden Unterhaltungszwecken keine Lebewesen zu Schaden kommen sollten – egal welcher Entwicklungsstufe.

Das Gegenteil ist der Fall. Wesentlicher Bestandteil der Ekel-Show sind die Szenen, in denen sich die Kandidaten eimerweise Kakerlaken, Skorpionen und sonstigem Getier aussetzen. Das ist nicht nur unappetitlich, sondern unethisch.

4. Die Schleichwerbung wird immer mehr zum Standard

Im Fall des Dschungelcamps hat das Verwaltungsgericht Hannover im vergangenen Jahr geurteilt, das sich in der Staffel 2014 die Kandidaten auffällig und übermäßig lobpreisend über den Keksriegel eines bekannten deutschen Süßigkeitenherstellers geäußert hatten. Die Keksriegel waren in der Show als Belohnung verteilt worden.

Es bleibt ein Dauerbrenner im Fernsehen: die Debatte über versteckte Werbung. Das betrifft nicht nur das Dschungelcamp, sondern viele TV-Shows, weshalb teilweise zu Beginn und mitunter sogar dauerhaft Hinweise wie „Unterstützt durch Produktplatzierung“ oder „Dauerwerbesendung“ eingeblendet werden (müssen). Aber werden diese Hinweise vom Zuschauer überhaupt noch wahrgenommen? Funktioniert die Schleichwerbung nicht letztlich doch?

5. Die systematische Volksverdummung bleibt ein Skandal

Nun muss nicht jeder abends zum Weißwein auf Arte finnische Sozialdramen mit japanischen Untertiteln schauen. Aber Shows wie das Dschungelcamp sind eben das genaue Gegenteil: Sie fressen Zeit und Ressourcen von Menschen, die viel sinnvollere Dinge tun könnten. Mal endlich abends abschalten und nicht mehr denken: Das geht auch mit anderen Sendungen, die an die niederen Instinkte appellieren.

Fakt ist: Wer sich gelegentlich durch die privaten Kanäle zappt, dem sträuben sich angesichts des inhaltsleeren Stumpfsinns die Haare. „Das ist gut gemachte TV-Unterhaltung“, heißt es dann, wenn es um Shows wie das Dschungelcamp geht. Ist es eben nicht. Es ist perfide Volksverdummung. Wer abschaltet, und zwar nicht das eigene Hirn, sondern die Sendung, kann nur gewinnen.