Die Debatte um den verkaufsoffenen Sonntag schadet der Innenstadt, denn die Konkurrenz aus Einkaufszentren und Internet kann ihre Vorteile wirksam zur Schau stellen, kommentiert Redakteur Sven Hahn.

Stuttgart - Die Argumente zwischen Verdi, der Stadt, der Citymanagerin und den Händlern in den Bezirken sind ausgetauscht – das Verhältnis ist spürbar abgekühlt. Das ist das erste und wenig erfreuliche Ergebnis der aktuellen Debatte um den verkaufsoffenen Sonntag.

 

Doch weshalb wurde eigentlich die Idee forciert, nach zehn Jahren die Läden in der Innenstadt an einem Sonntag wieder öffnen zu wollen? Der Handel hat ein Problem. Auf der einen Seite wurde in Stuttgart in den vergangenen Jahren mehr Verkaufsfläche geschaffen als in jeder anderen deutschen Großstadt. Zum anderen kaufen viele Kunden inzwischen lieber vom Sofa aus ein als auf der Königstraße. Kurz gesagt: Der Konkurrenzdruck ist massiv gestiegen.

Ein Grund für diese Entwicklung: Shoppingcenter und Online-Händler bieten etwas, das der Handel in der City all zu oft vermissen lässt – Verlässlichkeit. Dabei geht es meist um simple Dinge wie gemeinsame Öffnungszeiten, Lieferfristen, Sortiment, Produktauswahl oder verfügbare Parkplätze.

Somit trifft das Debakel um den verkaufsoffenen Sonntag am 2. Oktober in der Stuttgarter City den Handel an einer sehr empfindlichen Stelle. Die Veranstaltung wurde zunächst medienwirksam angekündigt, dann mit einem gewissen Budget beworben – alles mit dem Ziel, einem möglichst breiten Publikum die Vorteile der Stadt nahezubringen. Nun wird diesem Publikum leider nur vor Augen geführt, was viele für sich ohnehin schon gespeichert hatten: auf Milaneo, Gerber, Amazon oder Zalando ist Verlass, auf die Innenstadt leider nicht in jedem Fall. Diese Erkenntnis ist ziemlich bitter.