Der Eurovision Song Contest in Düsseldorf hat der ARD viel Erfolg gebracht. Ein Kommentar von StZ-Kulturchef Tim Schleider.  

Kultur: Tim Schleider (schl)

Stuttgart - Die ARD kann zufrieden sein. Aus dem In- und Ausland regnet es Lobeshymnen für den Song Contest in Düsseldorf. Und vor allem stimmen die Einschaltquoten: 13,83 Millionen Zuschauer haben am Samstagabend den Grand Prix im Ersten verfolgt, fast ebenso viele wie im vergangenen Jahr und beinahe die Hälfte aller TV-Nutzer. Bei den 14- bis 29-Jährigen lag der Marktanteil gar bei 59,8 Prozent. Das sind Traumwerte, wie sie die Öffentlich-Rechtlichen sonst nie erreichen - und das, obwohl der Hype um Lena bei weitem nicht mehr so groß war wie im vergangenen Jahr. Das Kalkül, die sympathische Abiturientin ein zweites Mal antreten zu lassen, um eine große Aufmerksamkeit sicher in der Tasche zu haben, verfing bei weitem nicht. Die Quoten für alle Sendungen im Vorfeld des Grand Prix waren weit geringer als erwartet. Erst der Abend selbst, die Neugier auf das größte Pop- und Unterhaltungsspektakel der Welt insgesamt, führte zum Erfolg.

 

Umso interessanter die Frage, wie es nun weitergehen soll. Im Rausch des Sieges hatte Lena-Entdecker Stefan Raab im vergangenen Jahr mit allerlei Ankündigungen ("Lena tritt wieder an! Der Vorentscheid läuft wieder bei Pro Sieben!") die Öffentlich-Rechtlichen vor vollendete Tatsachen gestellt und so ziemlich düpiert. Nicht umsonst betont der ARD-Grand-Prix-Chef Thomas Schreiber deswegen nun, für 2012 sei noch alles offen. Aber keine Frage: das Erste wäre dumm, die Zusammenarbeit mit Stefan Raab und Pro Sieben mit seinem vorwiegend jungen Publikum wieder aufzugeben. Kein Zweifel: die Kooperation zwischen Gebühren- und Werbefernsehen ist riskant. Aber in diesem speziellen Fall lässt der Erfolg alle Zweifel verstummen. "Auf nach Baku - wir wollen uns den Pokal zurückholen", sagte Schreiber am Sonntag. Das ist die richtige Einstellung.