Der gesetzliche Auftrag an die Umweltbehörden, nur an den dreckigsten Stellen die Luftbelastung zu messen, greift zu kurz. Er verengt die Debatte - auch die Behörden sollten mehr in der Fläche messen, findet Jan Georg Plavec.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Manche Menschen können das Wort Feinstaub nicht mehr hören. Das kann man verstehen angesichts jahrelanger Debatten, die sich allein um das Neckartor drehten. Was hat der Feinstaub dort schon mit der Luft in der Region Stuttgart zu tun?

 

Die Antwort, bis jetzt: Man weiß es nicht. In der Fläche wird nicht gemessen – sondern nur an sehr belasteten Stellen, nach dem Motto: Werden am Neckartor die Grenzwerte eingehalten, dann anderswo erst recht. Diese Logik greift zu kurz. Sie verengt die Debatte auf eine Verwaltungsperspektive, nach der allein die juristisch relevanten Werte an den Hotspots zählen. Kein Wunder, dass die Relevanz dieser Messungen für die Bevölkerung immer wieder in Zweifel gezogen wird. Zumal die Verschärfung der Grenzwerte schon vor Jahren zurückgenommen wurde - weil diese Grenzen gar nicht einzuhalten waren.

Dabei geht es doch um die Menschen und darum, wie viel Feinstaub sie einatmen. Laut der Weltgesundheitsorganisation sind viel geringere Dosen ungesund als das, was die EU erlaubt. Möglich, dass die Menschen in der Region immer noch zu viel Feinstaub ausgesetzt sind.

Deshalb ist die Debatte eben nicht beendet – eigentlich fängt sie erst an. Es wird Zeit, mehr zu messen. Auch für die Behörden.


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