Eine neue Ampel soll die Sensoren der Feinstaub-Messstation austricksen – doch das ist nur eine Mogelpackung, schreibt Wolfgang Schulz-Braunschmidt.

Stuttgart - In Sachen Neckartor hat sich eine ganz neue, eine grün-gelbe Allianz gebildet: Zwischen den grünen Verkehrsminister Winfried Hermann und den liberalen Regierungspräsidenten Johannes Schmalzl passt kein Körnchen Feinstaub mehr. Beide sind sich auf Fachebene völlig darüber einig, dass die geplante Ampel mit einem gehörigen Sicherheitsabstand zur Messstation an der Kreuzung B 14/Heilmannstaße zu einer spürbaren Verbesserung der Luftqualität führen wird.

 

Verkehr wird unauffällig an den Messfühlern vorbeigeschleust

Für die betroffenen Bürger bedeutet das allerdings überhaupt nicht, dass in dem täglich mit mehr als 80 000 Fahrzeugen hochbelasteten Straßenzug der B 14 künftig viel weniger gesundheitsschädlicher Feinstaub anfällt. Denn die sogenannte Pförtnerampel dient in erster Linie dem Ziel, den Verkehr möglichst unauffällig an den Messfühlern vorbeizuschleusen und das Regierungspräsidium vor Gericht gut aussehen zu lassen. Wird diese Mogelpackung umgesetzt, dann wird nach wie vor an einer roten Ampel schadstoffträchtig gebremst, heruntergeschaltet und – bei Grün – wieder beschleunigt. Aber wegen der neuen Ampel eben 150 Meter weiter von den lästigen Messfühlern entfernt. Und Feinstaub, der nicht (mehr) gemessen wird, der existiert offenbar für das Verkehrsministerium und das Regierungspräsidium auch nicht mehr. Dabei wissen die Fachleute, dass die Partikelwerte an Hauptverkehrsstraßen in der City auch dort, wo nicht gemessen wird, fast überall zu hoch sind.

Jetzt müssen die Stadträte entscheiden ob sie für diese Art von „Umweltschutz“ mehr als 750 000 Euro ausgeben wollen. Die Antwort kann nur „Nein“ lauten.