Die Anbindung der Filder an den Tiefbahnhof und die Schnellbahntrasse war einst ein Wunsch des Landes, nicht der Bahn. An einer Einigung führt eigentlich kein Weg vorbei, meint StZ-Redakteur Holger Gayer in seinem Kommentar.

Chefredaktion : Holger Gayer (hog)

Stuttgart - Es ist in der langen Geschichte von Stuttgart 21 nicht das erste Mal, dass sich ein Vergleich mit Goethes Zauberlehrling aufdrängt. „Die ich rief, die Geister, werd’ ich nun nicht los“, mag sich der Ministerpräsident Winfried Kretschmann denken, wenn er auf jene 224 Millionen Euro Mehrkosten blickt, die ein verbesserter Filderbahnhof kosten würde, wenn die Bahn-Rechnung korrekt sei. Bisschen viel Konjunktiv in einem einzigen Satz, mag man nun konstatieren. Stimmt! Aber das ist eben ein Grundproblem in diesem unendlichen Thema. Wer traut wem? Und wie soll man unter diesen Voraussetzungen ein Projekt wie Stuttgart 21 bauen? Gute Fragen, nächste Fragen . . .

 

Drohung der Bahn klingt zum jetzigen Zeitpunkt hohl

Die Situation ist vertrakt: Im Filderdialog sollte eine bessere Anbindung des Flughafenbahnhofs gefunden werden. Die zweitliebste Variante der Teilnehmer wurde daraufhin untersucht und für brauchbar, aber auch sehr teuer befunden. Warum sie so viel mehr kostet als die bisherige Planung, weiß bis jetzt nur die Bahn. Trotzdem fordert das Unternehmen eine Übernahmegarantie für einen Teil der Mehrkosten. Das klingt zunächst einmal verwegen. Denn erstens muss transparent dargestellt werden, wofür weitere 224 Millionen Euro fällig werden. Zweitens klingt die Drohung, dass man halt die Antragstrasse baue, falls keine Einigung erzielt werde, ziemlich hohl, so lange auch diese Variante vom Eisenbahnbundesamt nicht genehmigt ist.

Grüne können sich Prinzipienreiterei nicht leisten

Daraus aber zu schließen, dass der Schwarze Peter ausschließlich bei der Bahn liege, wäre falsch. Denn Tatsache ist auch, dass die Grünen einen Teil ihrer Glaubwürdigkeit verspielten, wenn sie sich einer besseren Lösung auf den Fildern aus purer Prinzipienreiterei verweigerten. Sie waren es, die den Filderdialog erfunden haben, und es muss im Rahmen eines so großen Projekts wie Stuttgart 21 auch möglich sein, in begründeten Ausnahmefällen über die Verteilung von Mehrkosten zu verhandeln. Der Flughafenbahnhof ist da anders zu bewerten als so elementare Dinge wie der Brandschutz im Hauptbahnhof. Die Anbindung der Filder an den Tiefbahnhof und die Schnellbahntrasse war einst ein Wunsch des Landes, nicht der Bahn. Insofern führt eigentlich kein Weg an einer gütlichen Einigung vorbei. Am Ende dürfte es eine Frage nach der Höhe des Preises sein.