Die Zusammensetzung der sogenannten Spurgruppe belastet das Verfahren. Ein Kommentar von StZ-Redakteur Holger Gayer.

Chefredaktion : Holger Gayer (hog)

Stuttgart - Ludwig Weitz hat ein hehres Ziel. „Das ganze System in einen Raum“, nennt er den Ansatz, der seiner Art von Filderdialog zugrunde liegt. Im Grunde genommen heißt das nichts anderes, als dass alle wesentlichen Betroffenen über die – unter den gegebenen Umständen – beste Lösung für die Anbindung des Flughafens an den Tiefbahnhof im Stuttgarter Talkessel diskutieren sollen. Nun aber beginnt schon die Vorbereitung des Mediationsprozesses mit einer unnötigen Panne: anstatt Vertreter aus allen betroffenen Kommunen in die sogenannte Spurgruppe zu berufen, finden sich dort plötzlich unverhältnismäßig viele Aktivisten aus Leinfelden-Echterdingen wieder, aber kein einziger aus Stuttgart oder Filderstadt.

 

Nun muss man das nicht zu hoch hängen; schließlich geht es nur um die Vorbereitung des eigentlichen Verfahrens und noch nicht um den Dialog selbst. Höchst ungeschickt aber ist die Auswahl der Kerngruppe in jedem Fall; auf vollkommen unnötige Art nährt sie weitere Zweifel bei jenen, die dem Prozess ohnehin skeptisch gegenüberstehen. Wer sich bis jetzt schon gefragt hat, was eine Debatte über Streckenalternativen in einem so weit fortgeschrittenen Stadium noch bringt – und wem sie nutzt –, dürfte durch die taktische Fehlleistung bei der Nominierung der Spurgruppenteilnehmer Rückenwind verspüren. Ohne Not könnte hier wieder eine Keimzelle für Verschwörungstheorien aller Art entstehen. Dem eigentlichen Ansinnen, nämlich der sachlichen Auseinandersetzung mit den Fakten, dient das nicht.

Da fragt sich nur, warum Weitz dieser Fauxpas unterlaufen ist. Er selbst stammt aus Bonn und kann daher die Protagonisten auf den Fildern nicht per se kennen. Doch er hat Rat- und Auftraggeber, die wissen müssten, dass in Sachen Stuttgart 21 die hohe Schule der Diplomatie gefragt ist. Da geht es auch um den Proporz. Das Land und die Bahn haben das anscheinend noch immer nicht erkannt.