Ein AfD-Sprecher ist Vorsitzender des Förderkreises der Stuttgarter Kickers. Das ist unglücklich und könnte sich auch negativ auf den Hauptverein auswirken, kommentiert unser Redakteur Jürgen Frey

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Stuttgart - Vereine sollten grundsätzlich überparteilich sein. Was nichts daran ändert, dass sie der so oft von ihnen selbst beschworenen gesellschaftspolitischen Verantwortung gerecht werden müssen und Zeichen setzen sollten, wenn sie ihre Überzeugungen gefährdet sehen. Häufig gehen Verantwortliche des Sports bei pikanten Themen in Deckung.

 

Peter Fischer ist das krasse Gegenteil. Der Präsident von Fußball-Bundesligist Eintracht Frankfurt hat sich wie kein anderer Chef eines Proficlubs öffentlich positioniert. Wer die AfD wählt oder Mitglied ist, passt nicht zum Verein. Die Weltanschauung der Partei sei nicht in Einklang zu bringen mit den Werten seiner Eintracht. Populismus werfen ihm die einen vor, endlich einer, der klare Kante zeigt, sagen die anderen.

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Im Förderkreis der Stuttgarter Kickers – einem eigenständigen Verein, der alle Abteilungen der Blauen unterstützt – ist seit März 2019 Steffen Ernle Vorsitzender, der Sprecher des AfD-Kreisverbandes Böblingen. Der Hauptverein Stuttgarter Kickers hat auf diese Besetzung keinen Einfluss. Unglücklich ist sie dennoch, denn sie könnte den kompletten Verein in eine Ecke drängen, in die er nicht gehört. Das könnte sich in vielerlei Hinsicht negativ auswirken – bis hin zum Engagement von Sponsoren.

Keine Stigmatisierung

Grundsätzlich ist es nicht sinnvoll, jemanden pauschal über seine Parteizugehörigkeit zu stigmatisieren. Eine Einzelfallbetrachtung empfiehlt sich auch im Fall von Steffen Ernle. Sind seine Ansichten und Parolen nicht haltbar oder gar extrem, hat er im Verein nichts zu suchen. Vielleicht kommt er aber auch so zu der Erkenntnis, sich von dem Amt aus eigenen Stücken zurückzuziehen. Im Sinne seines Lieblingsclubs.

juergen.frey@stzn.de