Dass die Stadtwerke Stuttgart in Zukunft nicht alleine die Gas- und Stromnetze der Landeshauptstadt betreiben, dürfte den Grünen nicht gefallen. Unser Autor Wolfgang Schulz-Braunschmidt meint aber, dass ein tragbarer Kompromiss herausgekommen ist.

Stuttgart - Mit der jetzt gefallenen Entscheidung ist das Rennen um die Konzessionsverträge für Strom und Gas in der Landeshauptstadt gelaufen. Die Befürworter einer rein kommunalen Energieversorgung dürften damit nicht zufrieden sein. Denn es wird keine hundertprozentigen Stadtwerke geben – und mit im Boot sitzt ausgerechnet die EnBW. Aber der schwächelnde Energiekonzern des Landes, der einst die Mehrheit bei dieser Kooperation angestrebt hatte, muss sich nach der Übergangsphase mit der Rolle des Juniorpartners bescheiden. Und nach einer vertretbaren Übergangsfrist von fünf Jahren hat die Energietochter der Stadt auch beim Betrieb der Netze als Mehrheitseigner das Heft in der Hand.

 

Zurückgesteckt haben damit Grüne und SPD, denen hundertprozentige Stadtwerke lieber gewesen wären. Doch auch die CDU, die zuerst die Netze nur an die EnBW verpachten wollte, hat sich bewegt und sich für eigene Stadtwerke entschieden. Herausgekommen ist ein von einer großen Mehrheit im Rat getragener Kompromiss.

Für die Beschäftigten der EnBW ist die Lösung eine gute Nachricht, die ihnen die Angst vor dem Verlust ihrer Arbeitsplätze nehmen dürfte. Und im Rathaus kann man sich nun auf den Ausbau der Stadtwerke zu einem vollwertigen Energiedienstleister konzentrieren, ohne Reibereien oder gar Prozesse mit einem sich ausgebootet fühlenden Altkonzessionär befürchten zu müssen. Der Rechtsstreit der Stadt mit der EnBW um den Rückkauf des Wassernetzes lässt grüßen. Aber vielleicht findet sich jetzt auch da eine Lösung.