Auch moderne Familienpolitik kann den Trend nur schwer umkehren, dass in Deutschland immer weniger Kinder geboren werden, kommentiert StZ-Redakteurin Barbara Thurner-Fromm.

Stuttgart - Seit Anfang der 70er Jahre sterben in Deutschland mehr Menschen, als geboren werden. Mehr als eine Generation später darf sich deshalb niemand wundern, dass sich dieser Trend verfestigt hat: Kinder, die nie geboren wurden, können später auch nicht Eltern werden. Die Politik hat lange, viel zu lange benötigt, diesen Zusammenhang zu sehen und darauf zu reagieren. Inzwischen bestreitet niemand mehr, dass Frauen eine sichere und gute Infrastruktur der öffentlichen Kinderbetreuung benötigen, um Beruf und Familie vereinbaren zu können. Und auch in einer wachsenden Zahl von Unternehmen weht inzwischen ein anderer Geist als noch vor zehn, zwanzig Jahren, als die Forderung nach familienfreundlichen Arbeitsbedingungen genervtes Augenrollen, aber nur selten greifbare Verbesserungen auslöste.

 

Doch gerade, weil gesellschaftliche Veränderungen nur so langsam greifen, weil Deutschland für seine Innovationskraft so dringend auf junge Köpfe angewiesen ist und weil auch die erwerbstätigen Mütter gebraucht werden, wäre es ein großer Fehler, das so mühsam Erreichte jetzt wieder zu verwässern. Das unselige Betreuungsgeld macht aber genau dieses. Wie lange und mit wie viel guten Argumenten muss man der CSU eigentlich noch kommen, bis auch ihr Chef Seehofer erkennt, dass sich die Zeiten geändert haben?