Dass seit 2014 unabhängige Architekten Bauherren beraten, ist Ludwigsburg gut bekommen. Es war allerdings auch höchste Zeit, meint Ludwig Laibacher .

Ludwigsburg - Das Gebäude des Juweliers Hunke an der Ecke Asperger- und Kirchstraße gilt als stadtbildprägend für Ludwigsburg. Und es ist alt: Im Kern enthält es ein Backsteingebäude der einstigen Hofjuweliere Kiesel. Dass diese historischen Details noch erhalten sind, obwohl das Haus in ein modernes Geschäft umgebaut und mit Hightech-Sicherheitssystem ausgestattet wurde, macht das Projekt für Stadtplaner Martin Kurt zu einem Glücksfall. An diesem Eckhaus lasse sich ablesen, wozu ein Gestaltungsbeirat gut ist.

 

Nun ist der Hunke-Umbau nur eines von 37 Bauvorhaben, die seit 2014 in dem Architekturgremium diskutiert wurden – und ohne die Ausdauer der Eigentümerfamilie wäre der Glücksfall sicher ausgeblieben. Aber er zeigt doch, wo es hingehen soll mit Ludwigsburg: Einerseits muss die historische Bausubstanz erhalten bleiben, andererseits darf die Stadt nicht zum Museum werden. Auch im Zentrum muss Neues entstehen dürfen, aber eben so, dass sich die Gebäude in die Umgebung einfügen.

Beispiele dafür, dass lange ohne Rücksicht gebaut wurde, gibt es genug: Das Marstallcenter mag als Denkmal für das verquere Ideal der 70er-Jahre stehen, doch die vielen Bausünden rund um das Center sind erst nach dem Jahr 2000 entstanden. Auch wer etwa die ursprünglichen Investorenpläne für die Höfe am Kaffeeberg mit dem vergleicht, was nun tatsächlich gebaut wird, kann nur sagen: Es war höchste Zeit, dass ein Gestaltungsbeirat der Ästhetik und einer echten Wohnqualität wieder zu ihrem Recht verholfen hat.