Der Siegeszug des Rechtspopulismus erschüttert die Grünen in ihrer Selbstgewissheit. Das wird deutlich auf dem Landesparteitag in Schwäbisch Gmünd. Demut hilft jetzt sicher mehr als Hochmut, kommentiert StZ-Autor Reiner Ruf.

Stuttgart - Für die Südwest-Grünen ist es eine verstörende Erkenntnis: Gerade sind sie in der Mitte der Gesellschaft angekommen, führen im Land die Regierung, bestimmen – jedenfalls bisher – republikweit viele gesellschaftliche Diskurse, da spüren sie plötzlich den Boden wanken, auf dem sie sich so fest gegründet sahen. Die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten löste ein Beben aus, welches das Urvertrauen der Grünen in die Sieghaftigkeit ihrer historischen Mission schwer erschütterte. Sie, die bisher daran arbeiteten, eine entwickelte Demokratie im Detail weiter zu verschönern, sehen sich aufgerufen, den liberalen Verfassungsstaat an sich zu verteidigen. Dass es nochmals so weit kommen würde, hätte er nicht gedacht, stöhnte Ministerpräsident Winfried Kretschmann auf dem Landesparteitag am Wochenende.

 

Prekäre Lage

Immerhin sieht es so aus, als zögen die Grünen die richtigen Schlüsse aus der prekären Lage: Demut statt Hochmut wollen sie zeigen; auch mit Leuten reden, die sie bisher für zu blöd oder zu abgedreht hielten, um sich mit ihnen zu beschäftigen – und dies in einer verständlichen Sprache. Bei diesem Unterfangen kann man der Partei nur Erfolg wünschen. Mit ein paar frischen Ideen für den Umgang mit Rechtspopulisten könnten sich die Grünen wieder – in aller Demut – an die Spitze der gesellschaftlichen Debatte setzen.