Die Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut. Das muss auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan akzeptieren, kommentiert StZ-Redakteur Knut Krohn.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Stuttgart - Karikaturen können weh tun. Viele Politiker können das aus eigener Erfahrung bestätigen. Die Zeichnungen sind bisweilen böse Satire, sie übertreiben, spitzen zu und verzerren charakteristische Züge von Personen. Eine gute Karikatur zeigt die Wirklichkeit, wie sie tatsächlich ist. Karikaturen sind auch ein Test für die Humor- und Ironiekompetenz der Beschriebenen. Dass der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan wenig Spaß versteht, hat er im eigenen Land bereits mehrere Male bewiesen. Immer wieder hat er regierungskritische Karikaturisten mit Prozessen überzogen.

 

Es war eine Frage der Zeit, bis der dünnhäutige Erdogan sich auch auf die deutschen Medien stürzt. Zu eng sind die gesellschaftlichen Bande zwischen den beiden Ländern. Nun ist es soweit: der aufgebrachte Präsident macht aus einer drei Jahre alten Zeitungskarikatur, abgedruckt in einem Schulbuch, eine Staatsaffäre. Hass, Ausländerfeindlichkeit und Islamophobie würden durch die Zeichnung geschürt, zetert sein Außenministerium. Doch Erdogan wird erkennen müssen, dass die Grenzen der Meinungsfreiheit in Deutschland nicht durch rasende Machtpolitiker beschnitten werden. In seiner Wut wird Erdogan wohl auch nicht sehen, dass der Karikaturist ihn sehr treffend beschrieben hat – als zähnefletschenden Kettenhund.