Die Laien leiden unter dem Reformstau. Dass die Bischöfe auf Zeit spielen, ist gefährlich, schreibt StZ-Autor Michael Trauthig.

Familie, Bildung, Soziales : Michael Trauthig (rau)

Mannheim - Das Fazit, das die Katholikentagsmacher ziehen, klingt wie das Pfeifen im Walde: Das Christentreffen habe eine lebendige Kirche gezeigt, eine beispielhafte Gesprächskultur gepflegt und den Gestaltungswillen der Gläubigen demonstriert. Dieses Selbstlob am Schluss gehört zu den Katholikentagen schon wie der Messwein zur Eucharistie. Es ist dem Zwang zur Inszenierung geschuldet und nur zum Teil berechtigt. Denn die Organisatoren haben es zwar geschafft, ein Fest mit viel Hochamt, etwas Volkshochschule sowie ein bisschen Kirmes über die Bühne zu bringen. Das ist gute Werbung für die Kirche und immerhin ein Signal wider die Resignation unserer Zeit – einerseits.

 

Andererseits fehlte dem Treffen die gesellschaftliche Strahlkraft. Der einzelne Gast mag etwas gelernt, Freundschaften geschlossen und Kraft getankt haben, an der Allgemeinheit aber geht das Event weitgehend vorbei. Das mag ein Zeichen für den Bedeutungsschwund des Glaubens sein, liegt aber auch an einer innerlich zerrissenen und daher geschwächten Religionsgemeinschaft. Die Kirchenreformer sind in der Mehrheit. Das wurde in Mannheim deutlich. Die Bischöfe trösten sie bis jetzt mit Aufbruchparolen und einem Dialogprozess über den Stillstand hinweg. Dieses Spielen auf Zeit ist gefährlich, denn die Ungeduld der Basis wächst.