Das Klinikum verringert mit Ausländern sein Defizit, aber das hat seine Grenzen. Die Versorgung ausländischer Patienten bedeutet größerer Aufwand. 

Stuttgart - Die städtischen Kliniken werben systematisch um ausländische Patienten. Die kommen aus Osteuropa, aus Saudi-Arabien, Kuwait oder Omar, um sich in dem Stuttgarter Großklinikum etwa ein neues Kniegelenk einsetzen zu lassen oder um sich einer Krebsbehandlung zu unterziehen. Wer denkt, der Eigenbetrieb habe damit den Stein der Weisen gefunden, täuscht sich. Es sind in der Regel nicht die reichen Ölscheichs, die nach Stuttgart kommen, sondern Staatsbedienstete, die auf Kosten ihres jeweiligen Gesundheits- oder Verteidigungsministeriums behandelt werden. Eine gesetzliche Krankenversicherung auf Arabisch ist das gewissermaßen.

 

Eine Melkkuh sind die importierten Kranken sicher nicht. Immerhin bringen sie dem chronisch defizitären Klinikum aber einen hübschen Zusatzverdienst. Während die anderen Stuttgarter Kliniken abwinken, weil ihnen der Aufwand für die Anwerbung und die Betreuung der Patienten zu groß ist, will das städtische Klinikum künftig noch mehr ausländische Patienten ins Schwabenland holen.

Gesundheitstourismus ja, aber in Maßen

Der alljährliche Geldsegen darf jedoch nicht vergessen machen, dass der Import von Patienten seine Tücken hat. Ihre Versorgung ist mit einem größeren Aufwand verbunden, angefangen mit der Erläuterung der Diagnose, die länger dauert, weil übersetzt werden muss. Schließlich gibt es noch die moralischen Grenzen, die eingehalten werden sollten: Um des Verdienstes Willen sollte zum Beispiel kein sterbenskranker Mensch Tausende Kilometer weit transportiert werden. Und dann wäre da noch die ganz generelle Kritik an einem weltweiten Gesundheitstourismus, der den Aufbau einer guten Versorgung in den entsprechenden Ländern nur verzögert.

Kein Wunder also, dass andere Stuttgarter Kliniken lieber abwinken und auf die Einnahmen aus dem deutschen Krankensystem setzen. Trotzdem muss man die Leistung des Klinikums anerkennen, auf diesem Wege einen Beitrag zur Senkung seines Defizit erschlossen zu haben. Dabei sollte aber stets der Grundsatz gelten: Gesundheitstourismus ja, aber in Maßen. Aufgabe des Klinikums ist es schließlich, die hiesige Bevölkerung zu versorgen.