Die Probleme Griechenlands werden noch viele Krisengipfel erforderlich machen. Doch erst einmal dürfte Ruhe einkehren, meint StZ-Chefredakteur Joachim Dorfs.

Chefredaktion: Joachim Dorfs (jd)

Stuttgart - War's das? War das der Befreiungsschlag in der seit vielen Monaten schwelenden Euro-Krise? Oder folgt dem 14. Krisengipfel in wenigen Wochen das 15. Nachttreffen? Für eine endgültige Antwort ist es wenige Stunden, nachdem übermüdete Staats- und Regierungschefs die Ergebnisse verkündet haben, zu früh. Tatsache ist jedoch, dass es erstmals seit Ausbruch der Euro-Krise ein abgestimmtes Vorgehen gibt, das nicht nur ein isoliertes Problem bekämpft, sondern den Schwierigkeiten ganzheitlich begegnet.

 

Schuldenschnitt, Bankenrekapitalisierung und Anhebung der Eigenkapitalquoten, der Aufbau eigener Strukturen der Euro-Zone mit stärkerem Einfluss auf die Finanzpolitik der Mitgliedsländer – das alles sind richtige Schritte. Es ist wohlfeil zu beklagen, dass die Euro-Länder so lange gebraucht haben, diese Maßnahmen zu beschließen. Denn einmal ehrlich: Wer hätte noch vor einem Monat vorhergesagt, dass ein solches Bündel am Ende geschnürt werden kann?

Die Chancen stehen nicht schlecht

Die Chancen stehen nicht schlecht, dass nach den Beschlüssen der vergangenen Nacht erst einmal Ruhe einkehrt an der Euro-Front. Griechenland ist auf absehbare Zeit nicht auf die Kapitalmärkte angewiesen, um sich zu finanzieren. Der misstrauisch beäugte Hebel, mit dem der Rettungsfonds EFSF aufgeblasen wird, muss nicht zu einem höheren Risiko des Steuerzahlers führen. Und die erforderliche höhere Eigenkapitalausstattung der Banken wird die Finanzinstitute stabiler durch weitere mögliche Stürme an den Kapitalmärkten führen.

Doch sicher ist das nicht. Denn ob es wirklich gelingt, private Investoren zur Zeichnung von Anleihen der Krisenländer zu bewegen, ist genauso offen wie die Frage, wie genau Schuldenstaaten wie Griechenland oder Italien auf den Weg der haushaltspolitischen Tugend gebracht werden sollen. Insofern sind die Beschlüsse der Staats- und Regierungschefs zwar richtig. Sie können aber nur der erste Schritt auf einem Weg sein, der die Finanzaktionen der Banken einschränkt und die Haushaltspolitik der Euro-Staaten besser aufeinander abstimmt. Und dieser Weg wird noch viele Euro-Gipfel erfordern.