Das Gebäude des baden-württembergischen Landtags soll saniert werden. Und die Sanierung beginnt – Überraschung! – mit einer Kostensteigerung, kommentiert StZ-Redakteur Reiner Ruf.
Stuttgart - Vor einem guten halben Jahr sollte allein die technische Modernisierung des Landtagsgebäudes in Stuttgart um die 25 Millionen Euro kosten. Jetzt, nach dem Zuschlag für das Berliner Architektenbüro Staab, bewegen sich die Annahmen schon auf 40 Millionen Euro zu. Dazu kommen die Deckenverglasung des Plenarsaals sowie ein neues Besucherzentrum. Aus der Portokasse ist das nicht zu finanzieren, und es erhebt sich die Frage, ob die Öffentlichkeit nicht hinters Licht geführt wurde. Zunächst wird mit günstigen Zahlen operiert, dann folgen die Mehrkosten. Dieses Spiel kennt man von anderen Baustellen in und um Stuttgart herum.
Dabei steht außer Frage, dass das Haus des Landtags nach einem halben Jahrhundert treuer Dienste technisch und energetisch aufgerüstet werden muss. Die wichtigste Botschaft lautet ohnehin: Die Abgeordneten verzichten auf einen Neubau und lassen das architektonisch herausragende Zeugnis des Parlamentarismus der frühen Bundesrepublik in seiner Gestalt und in seiner Funktion unangetastet. Dass der Plenarsaal künftig mit Tageslicht versorgt wird, ist finanziell vertretbar. Sollte sich die Erhellung auch auf die Gemüter der Abgeordneten auswirken, wäre das nur zu begrüßen. Denn die Debattenkultur im Parlament ist mindestens ebenso renovierungsbedürftig wie das Gebäude.