Die Diskussion ums Leobad zeigt, wie komplex die Gestaltung einer neuen Freiheit unter Corona-Bedingungen ist.

Leonberg - Nein, der Leonberger Gemeinderat hat sich wirklich nicht lumpen lassen: Summa summarum 15 Millionen Euro hat er freigegeben, damit das Leobad auch in Zukunft das attraktivste Freibad in der Region bleibt. Selbst eine neue Rutsche kam noch obendrauf. Für den Wonnemonat Mai war ein großes Wiedereröffnungsfest geplant, nachdem das Bad im vergangenen Jahr wegen der Sanierung komplett geschlossen war.

 

Und nun das: Ein Badebetrieb ist zumindest im Moment nicht in Sicht. Stattdessen wird darum gestritten, ob eine Eröffnung vertretbar ist, und wenn ja, wie dann das Badeleben buchstäblich in geordneten Bahnen verlaufen kann.

Spaß statt Sport

Mag es auf den Liegewiesen noch möglich sein, Mindestabstände einzuhalten, so ist dies in den Becken schwer vorstellbar. Wir reden ja nicht über das Training des Schwimmvereins oder die morgendlichen Runden der Frühschwimmer, sondern über Jugendliche, die den Badbesuch eher unter der Rubrik „Spaß“ als „Sport“ einordnen. Planschen, springen, untertauchen: All das ist mit Distanz und Disziplin nicht wirklich zu vereinbaren.

Aber vielleicht gibt es ja einen Königsweg. Vielleicht hat ja eine andere Stadt schon eine Idee, wie es im Freibad funktionieren könnte. Deshalb ist es grundsätzlich richtig, wenn die SPD ein Szenario anmahnt. Einfach nur zu sagen „Pech gehabt“ wäre angesichts der millionenschweren und mit sehr viel Engagement durchgeführten Sanierung in der Tat zu wenig. Das Bad wird gebraucht. Denn dass unsere Sommer wärmer werden, ist keine ganz neue Erkenntnis. In den vergangenen Jahren herrschte an warmen Wochenenden im Leobad stets Hochbetrieb.

Verheerend fürs Image

Doch genau das ist das Dilemma: Man will den Menschen ein Angebot machen, aber zu viele dürfen es dann auch nicht sein. Wie das zusammenpassen soll, ist nicht nur bei den Bädern unklar.

Statt jetzt zu streiten, ob das Leobad nur für Leonberger da sein soll, was in der Tat für das Image des Mittelzentrums ziemlich verheerend wäre, sollten sich die Vertreter der Stadt und des Gemeinderates lieber zusammensetzen, um zu beraten, was wie funktionieren könnte.

Verboter sind einfacher als Lösungen

Denn eines ist auch klar: Es geht nicht nur um die Freibadsaison. Ottmar Pfitzenmaier weist zurecht daraufhin, dass im Herbst das Hallenbad wieder öffnen soll. Auch für die Sauna, die mittlerweile ein festes Stammpublikum hat – übrigens längst nicht nur aus Leonberg – braucht es Überlegungen, wie Schwitzen mit Abstand umgesetzt werden kann.

So gesehen war der sozialdemokratische Denkanstoß durchaus berechtigt. Die Zweifel sind es aber auch. Die Corona-Krise stellt uns auf allen Ebenen immer wieder vor neue Herausforderungen. Und es zeichnet sich ab, dass die Gestaltung der Rückkehr ins normale Leben sehr viel komplexer ist, als das völlige Herunterfahren der gesellschaftlichen Aktivitäten. Verbote zu erlassen, ist immer einfacher, als kreative Lösungen zu finden.