Der Wikileaks-Informant Bradley Manning ist zu 35 Jahren Haft verurteilt worden. Das Verfahren gegen Manning hat gezeigt, dass Amerika keine Debatte über den Sinn von Kriegen will, kommentiert StZ-Korrespondent Damir Fras.

Washington - George Clemenceau hat einmal gesagt: „Die Militärjustiz verhält sich zur Justiz wie die Militärmusik zur Musik.“ Niemals war dieser Satz so zutreffend wie nach dem Urteil gegen den Wikileaks-Informanten Bradley Manning. Der 25 Jahre alte Mann muss für 35 Jahre ins Gefängnis. Das ist der letzte Beweis für die unfassbare Gnadenlosigkeit der US-Militärgerichtsbarkeit. Selbst Spione, die im Kalten Krieg Informationen an die Russen lieferten, wurden milder bestraft.

 

Mannings Ankläger haben nicht belegen können, dass die Weitergabe von 700 000 Dokumenten an die Enthüllungsplattform Wikileaks die Sicherheit der USA gefährdet hat. Sie haben es nur behauptet und Militärrichterin Denise Lind hat ihnen geglaubt. Auch wenn das Strafmaß gegen Manning geringer ausfällt, als es sich die Ankläger gewünscht haben: Das Urteil ist ein Signal an alle Whistleblower vom Schlage Edward Snowdens, die zwar Gesetze brechen, aber auch notwendige Debatten über den Sinn von Kriegen und die Arbeit von Geheimdiensten anstoßen: Gnade gibt es nicht, allenfalls 35 statt 60 Jahre Haft.

Barack Obama hat deutlich wie kaum ein anderer US-Präsident davon geredet, dass solche Debatten wichtig seien. Taten ließ er seinen Worten nicht folgen. Im Gegenteil: Obama hat jede Glaubwürdigkeit verloren.