Jahrelang hat sich in der Debatte über den Neubau einer Moschee in Stuttgart nichts bewegt. Nun kommt das Thema wieder ins Gespräch – dafür ist jetzt ein guter Moment, kommentiert StZ-Redakteur Mathias Bury.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Vor etlichen Jahren sind in Stuttgart zwei Versuche, kleinere Moscheen neu zu bauen, am Widerstand von Bürgern aus dem Umfeld gescheitert. Seither hat sich nichts mehr getan. Nun gibt es wieder Bewegung. Dieses Mal ist es Ditib, der größte Verband von Moscheegemeinden, in dem türkischstämmige Muslime organisiert sind, der Anlauf nimmt für den Bau einer repräsentativen Moschee.

 

Das ist erfreulich. Es ist längst überfällig, dass auch in der Landeshauptstadt eine größere Moschee gebaut wird, die symbolisch dafür steht, dass die hier lebenden Muslime fester Bestandteil dieser Gesellschaft sind. Daran rütteln Terroranschläge wie in Paris oder barbarische Exzesse von Extremisten im Mittleren Osten nicht.

Gute Chancen, das Projekt zu verwirklichen

Mit Ditib hat sich diese Aufgabe nun ein Verband gestellt, der im Kreise der nach Herkunft und Glaubensrichtungen gegliederten Moscheegemeinden schon durch seine Größe die besten Aussichten hat, dass aus dem Vorhaben etwas wird. Zuerst aber muss sich der Verband klar werden, welchen Weg er geht. Soll ein Neubau neben der heutigen Moschee in Feuerbach entstehen? Oder kann der Landesverband seinen Plan umsetzen, eine neue Moschee näher am Zentrum zu errichten?

Für eine neue Moschee in einem der Innenstadtbezirke spricht, dass es an einem Gebetsraum mangelt für die vielen Muslime, die dort arbeiten, studieren, zum Einkaufen oder als Touristen unterwegs sind – von der starken Symbolik ganz abgesehen. Aber wie findet man ein geeignetes und bezahlbares Grundstück in diesem Gebiet?

Kleinistanbul hat Charme

Die Neubaupläne für Feuerbach sind jedenfalls greifbarer und aussichtsreicher. Das Viertel an der Mauserstraße, das eine Modernisierung bräuchte, liegt zwar in einem Gewerbegebiet. Es bietet für die Gläubigen aber eine viel genutzte Infrastruktur mit Restaurants und Läden. Und das Quartier wird noch lebendiger und bunter werden, wenn dort das geplante Kreativzentrum Werk 8 entsteht.

Ein markantes Viertel wie „Klein Istanbul“ hat jedenfalls etwas. Und wie sagt man doch? Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach. Aber das müssen die Verantwortlichen von Ditib entscheiden.