Musikfest Stuttgart Lasst die Musikstadt Stuttgart glänzen!

Hans-Christoph Rademann und die Gaechinger Cantorey beim Eröffnungskonzert des Musikfests Stuttgart. Foto: Holger Schneider

Das Musikfest Stuttgart war ein vom Coronavirus geprägtes Festival, von dem man in der Stadt kaum etwas mitbekam. Unsere Musikredakteurin Susanne Benda meint: Die Internationale Bachakademie muss 2022 beweisen, ob sie ihre Ansprüche wirklich einlösen kann.

Stuttgart - Ein Corona-Festival ist kein normales Festival. Deshalb kann man dem Musikfest 2021 nicht vorwerfen, dass man in der Stadt von ihm kaum etwas mitbekam, dass viele interessante Programme nur online zu erleben waren, dass es kein Flair gab und dass die zwei Festivalwochen nur mithilfe zeitversetzter Streamings geschickt gefüllt wurden. Gut, dass zumindest ein paar Konzerte auch vor Publikum stattfanden – auch wenn die Musiker im Eröffnungskonzert noch nicht optimal zusammenfanden.

 

Das kann man nachhören, denn ein Vorteil der Online-Übertragungen ist, dass so nach und nach ein wertvolles, mit Bildern unterfüttertes klingendes Gedächtnis der Bachakademie entsteht. Aber wenn das Musikfest ein Stadtfestival sein will, muss es 2022 anders werden: mit Konzerten in Präsenz wie mit Aktivitäten, die in die Stadt hineinwirken. Auch die schöne Idee eines Kooperationsfestivals, das die musikalischen Kräfte der Landeshauptstadt bündelt und stolz deren Exzellenz präsentiert, muss zwingender wirken – dass wie jetzt jede beteiligte Institution vor sich hin musiziert, kann nicht Sinn und Zweck einer gemeinsamen Kraftanstrengung sein, und vielleicht braucht es dafür auch ein weniger beliebiges Motto als das diesjährige: „Geschmacksache“ machte aus dem Festival einen Kessel Buntes ohne erkennbaren roten Faden.

Die Musikstadt Stuttgart zum Glänzen bringen

Ob der neue Festivalzeitraum gut ist, muss sich ebenfalls erst zeigen. Die Bachakademie hatte ihn gewählt, um ihre eigenen Konzerte anschließend auf Tournee zu anderen Festivals schicken und um die mit ähnlichem Ziel vorbereiteten Programme anderer Künstler in Stuttgart präsentieren zu können. Aber schon jetzt zeigte sich die Gefahr, dass sich das Musikfest und die ambitionierten, bis nach Stuttgart hinein aktiven Ludwigsburger Schlossfestspiele gegenseitig kannibalisieren, und auch das sonstige Kulturangebot im Juni bietet reichlich Konkurrenz.

In Stuttgart liegt ein riesiges musikalisches Potenzial, das hat zuletzt 2016 das Deutsche Chorfest bewiesen. Die Bachakademie hat die Kompetenz, das Netzwerk und die Unterstützung der Politik, um hier Großes zu erreichen: Stuttgart ist eine Musikstadt – man muss das nur endlich mal laut sagen und das reichlich Vorhandene zum Glänzen bringen.

susanne.benda@stzn.de

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