Der Gebietsvorschlag der Landesregierung Baden-Württemberg für den Nationalpark im Schwarzwald reagiert auf die Kritik, macht aber dennoch Sinn. Ein Kommentar von StZ-Redakteur Reiner Ruf.

Stuttgart - Die Bürgerproteste gegen den Nationalpark im Nordschwarzwald haben Wirkung gezeigt. Dies lässt sich dem von der Landesregierung vorgelegten konkreten Gebietsvorschlag zweifelsfrei entnehmen. Fünf von sieben Protestkommunen bleiben außen vor, womit Grün-Rot das weitere Widerstandspotenzial minimiert. Der nunmehr zweigeteilt konzipierten Flächenempfehlung liegt damit nicht nur der einer selbst ernannten Bürgerregierung anzuratende Wunsch nach Rücksichtnahme auf den Bürgerwillen zugrunde, sondern auch ein taktisches Kalkül.

 

Sei’s drum. Der Vorschlag ergibt inhaltlich Sinn. Dass zumal die Grünen nicht auf den Nationalpark verzichten würden, war ohnehin klar. Zählbare Erfolge hat Grün-Rot bislang nicht so viele vorzuweisen, und hinter einem Nationalpark mit seiner für die Grünen wichtigen symbolischen Strahlkraft lässt sich leichter ein „Versprochen-gehalten-Haken“ machen als hinter so schwierigen wie sperrigen Unterfangen wie Haushaltssanierung oder Schulreformen. Die Protestkommunen im Nordschwarzwald wiederum werden sich alsbald in Trittbrettfahrer verwandeln, die aus der Nähe zum Nationalpark möglichst viel Profit zu schlagen versuchen. Aus eigener Kraft haben sie es bisher jedenfalls nicht geschafft, dem verblassten Mythos Schwarzwald neues Leben einzuhauchen.

(StZ-Grafik: tkk)