Die Unternehmen bemühen sich um breite Zustimmung für den Ausbau der neuen Stromtrassen. Das ist ein Fortschritt – und bringt die Bürger jetzt unter Zugzwang, kommentiert StZ-Autorin Bärbel Krauß.

Politik/Baden-Württemberg : Bärbel Krauß (luß)

Stuttgart - Beim Ausbau der Stromnetze gibt es einige Gewissheiten, an denen nicht zu rütteln ist. Erstens kann die Energiewende ohne den Netzausbau nicht gelingen. Zweitens sind neue Trassen zwischen Nord und Süd zwingend. Drittens haben die Betreiber Start und Ziel von vier neue Stromautobahnen festgelegt. Darüber hinaus aber ist sehr vieles offen.

 

Das ist eine Chance für die Bürger, ihre Interessen geltend zu machen. Noch bei keinem Großprojekt waren Unternehmen, Politik und Behörden so darauf aus, die Bevölkerung frühzeitig einzubinden. Bis jetzt machen sie den Eindruck, dass sie ernsthaft nach breiter Akzeptanz streben – das ist auch ein Verdienst der Wutbürger und der Stuttgarter Protestbewegung. Doch es darf nicht dabei bleiben, dass Politik und Unternehmen dazulernen. Auch die andere Seite muss sich bewegen – und das sind wir. Die Bürgerbeteiligung am Netzausbau ist ab jetzt gefragt. Wer sich sorgt wegen Elektrosmog, wer wissen will, wo die Stromtrassen geführt oder welche Netztechniken eingesetzt werden, muss jetzt die Möglichkeiten der Konsultation nutzen. Natürlich werden sich nicht alle Konflikte in Luft auflösen. Aber die Chance, dass sich manche Interessengegensätze ausgleichen lassen, gibt es wohl. Die Unternehmen sind dabei, ihre Bringschuld zu erfüllen. Es gibt auch eine Holschuld. Das ist eine Verpflichtung, die nur die Bürger einlösen können.