Die Europäische Union hat den Friedensnobelpreis bekommen. Die Ehrung ist verdient. Doch sie mahnt die EU, den sozialen Frieden wiederherzustellen, meint Christopher Ziedler.

Brüssel - Die Vertreter der EU haben in Oslo eine gute Figur abgegeben. Trotz kleinlicher Protokollfragen im Vorfeld überzeugte der Auftritt. Vor allem Ratschef Herman Van Rompuy gelang eine emotionale Dankesrede, die sich auch ein wenig lustig machen konnte über den Brüsseler Betrieb, in dem „Minister aus Binnenländern leidenschaftlich über Fischfangquoten und Europaabgeordnete aus Skandinavien über den Preis von Olivenöl debattieren“. „Langweilige Debatten“ seien jedoch ein „kleiner Preis“ für Frieden.

 

Wichtig war, nicht nur das Nachkriegswunder zu preisen, sondern den Blick nach vorn zu richten. Denn Europas größte Prüfung steht noch aus: Die wirtschaftliche Lage erzwingt eine weitere Integration, die eine Mehrheit der Bürger aber ablehnt. Die Menschen hinterfragen, wie der Belgier Van Rompuy richtig bemerkt hat, nicht nur „gemeinsame Entscheidungen, sondern die Tatsache, dass gemeinsam entschieden wird“. Und diese Zweifel werden wachsen, wenn es nicht gelingt, den sozialen Frieden wiederherzustellen. Extreme Arbeitslosenraten und Belastungen für Geringverdiener, um Pleitebanken zu retten, kann keine Demokratie auf Dauer ertragen. „Unsere Taten“, hat Van Rompuy im Hinblick auf die nächsten EU-Gipfel gesagt, „werden die Antwort geben.“ Vielleicht hilft der Nobelpreis dabei, sie zu finden.

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