Bei einem Patentabkommen mit Samsung und durch einige Übernahmen in jüngster Zeit beweist Google seine Ambitionen und seinen langen Atem – eine Erfolgsgarantie hat der Gigant aus Mountain View dennoch nicht, meint StZ-Redakteur Andreas Geldner.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Stuttgart - Die Starken werden stärker – das ist der Trend in der globalen IT-Branche. Samsung und Google sind schon bisher Partner und haben sich damit auf dem Markt für Smartphones eine starke Stellung erkämpft. Insbesondere Google bleibt aufgrund des mit den Koreanern geschlossenen Patentabkommens und einer Reihe aktueller Übernahmen dem Ruf treu, das Unternehmen der Branche mit dem längsten Atem und den größten Ambitionen zu sein. Mit einer Kriegskasse von 56 Milliarden Dollar kann man sich mit dem weiten Horizont von Googles Hauptquartier Mountain View („Bergblick“) auch Fehler leisten. Es fehlt der Erfolgsdruck, der etwa auf der von Google an die Unternehmensspitze von Yahoo gewechselten Marissa Mayer lastet. Googles Anspruch scheint total: Kein Lebensbereich, nicht einmal der heimische Thermostat, ist vor dem Internetgiganten sicher.

 

Doch man sollte sich davor hüten, Google zu mystifizieren. Es scheint die Faustregel zu gelten, dass die Entscheidungen des US-Unternehmens umso größere Wellen schlagen, je weiter die Beobachter vom Silicon Valley entfernt sind. 400 Millionen Dollar für ein britisches Jungunternehmen aus dem Bereich künstliche Intelligenz sind für Google Kleingeld. Der Kauf reiht sich ein in eine lange Kette von Übernahmen. In der IT-Branche ist der Kauf von Start-ups Alltag. Noch ist nicht klar, was die bisher unbekannte Neuerwerbung Deep Mind wirklich zu bieten hat. Doch in Deutschland, wo Google gerne als Krake klassifiziert wird, inspiriert jede Geschäftsentscheidung sofort je nach persönlicher Präferenz Visionen oder Albträume. In den USA hingegen waren die Schlagzeilen auch nach der relativ kostspieligen Übernahme des Thermostatanbieters Nest Labs vor einigen Tagen erstaunlich nüchtern. Denn ob es Google wirklich gelingen wird, die schon etwas angestaubte IT-Vision vom „intelligenten Heim“ tatsächlich zu beleben, ist offen. Google ist ein manchmal beängstigender Machtfaktor im Internet. Doch magische Kräfte hat die Firma nicht.