Die Heimträger müssen bereit sein, ihre im Ausland angeworbenen Mitarbeiter weiterzubilden, sagt StZ-Redakeurin Nicole Höfle.

Stuttgart - Über spanische Ingenieure, die zur Jobvergabe bei einem mittelständischen IT-Unternehmen einfliegen, dürfte sich kaum noch jemand wundern, anders aber sieht es in der Altenpflege aus. An die Vorstellung, dass Heimträger an spanischen Flughäfen, in ungarischen Hotels und portugiesischen Arbeitsagenturen Bewerbungsgespräche führen, muss man sich erst gewöhnen. Dabei hat sich diese Entwicklung abgezeichnet.

 

Seit Monaten spitzt sich die Situation auf dem deutschen Arbeitsmarkt zu. Es fehlt nicht nur an hochqualifizierten Ingenieuren und Ärzten, es fehlt auch an Pflegekräften in den Altenheimen. Auch in Stuttgart ist die Zahl der Plätze in den Pflegeeinrichtungen in den vergangenen Jahren stetig gewachsen, die Sozialunternehmen haben ausgebaut, was angesichts der demografischen Entwicklung kein Wunder ist. Nicht in gleichem Maße gewachsen aber ist das Angebot an Pflegefachkräften auf dem Arbeitsmarkt. Der Beruf ist körperlich und psychisch anstrengend, Schicht- und Nachtdienste gehören zum Alltag.

Anwerbung im Ausland bedeutet Weiterbildung der Mitarbeiter

Die Träger haben in den vergangenen Jahren versucht, gegenzusteuern. In Stuttgart beispielsweise haben sie sich zusammengetan und eine Ausbildungskampagne gestartet, die junge Leute für den Pflegeberuf begeistern sollte. Viele Sozialunternehmen haben parallel die Zahl ihrer Ausbildungsplätze ausgebaut, aber sie tun sich schwer, die Plätze zu besetzen. Deshalb ist es kein Wunder, dass jetzt die ersten Träger den Blick ins Ausland richten, auch in die Krisenländer der EU, wo viele junge Menschen bereit sind, auszuwandern.

Grundsätzlich ist gegen die Anwerbung im Ausland nichts zu sagen, allerdings müssen die Heimträger bereit sein, in die Weiterbildung ihrer neuen Mitarbeiter zu investieren. Sie müssen dafür sorgen, dass die Angeworbenen gut Deutsch sprechen, wenn diese den Dienst am Menschen antreten. Und sie müssen sicherstellen, dass diese eine Vorstellung von der Mentalität und der Kultur haben, die in einem deutschen Pflegeheim herrscht. Sonst wird niemand glücklich: weder die Arbeitgeber noch die Zuwanderer – und auch die Pflegebedürftigen nicht. Denn welcher Heimbewohner will abends schon mit dem Satz ins Bett gebracht werden: „du schlafen“?