Der Rat will die Verlagerung des Planetariums nicht überhastet treffen. Darüber muss sich der OB nicht wundern, schreibt Jörg Nauke.

Stuttgart - Die Stuttgarter Stadträte befinden sich mitten in den Haushaltsberatungen und damit in einem sensiblen Spannungsfeld von Wünschenswertem und Finanzierbarem. Es liegt in der Natur der Sache, dass bei limitierten Einnahmen Forderungen unberücksichtigt bleiben und deshalb nach günstigeren Alternativen geforscht werden muss. Vor diesem Hintergrund sind die Signale, die der Technische Ausschuss des Gemeinderates ausgesendet hat, viel besser als nichts: Der CDU-Stadtrat Jürgen Sauer fasste die Redebeiträge korrekt so zusammen, „dass Porsche ein klares Signal erhalten hat, sein Science Center umzusetzen“. Und Michael Kienzle (Grüne) stellte fest: „Alle Fraktionen stehen zum Planetarium.“

 

Ob es allerdings ein kompaktes Doppel am Standort Bad Cannstatt geben wird, ist ebenso offen geblieben wie die Frage, ob Porsche ohne das Sternenkino überhaupt einen positiven Grundsatzbeschluss fassen würde. Der Rat hat in Sachen Planetarium jedenfalls mehr Sympathie für eine Interimsnutzung während der Stuttgart-21-Bauzeit und eine Sanierung danach am alten Standort erkennen lassen, als dem Oberbürgermeister lieb sein dürfte. Wolfgang Schuster hatte ein eindeutiges Bekenntnis des Stadtparlaments zum Neubau des Planetariums und zur Synergielösung mit dem Science-Center an der Mercedes-straße eingefordert – schließlich plant er dieses Projekt schon seit fünf Jahren. Stattdessen muss er nun für beide Varianten belastbares Zahlenmaterial erheben.

In allzu rosa Farben gemalt

Dass sich die Stadträte aller Fraktionen (noch) nicht zu einer Empfehlung durchringen können, hat sich die Verwaltungsspitze einmal mehr selbst zuzuschreiben: Schon beim ersten Versuch, das Planetarium im ehemaligen SSB-Depot mit einem Mobilitäts-Erlebniszentrum zu fusionieren, waren die Betriebseinnahmen in allzu rosa Farben gemalt worden. Und jetzt behaupten die Rathausoberen um OB Schuster allen Ernstes wieder, das Planetarium könne als Neubau dank der Verbindung mit dem attraktiven Nachbarn und wegen gemeinsam zu nutzender Einrichtungen kostendeckend betrieben werden. Ein Projekt aus dem Kulturetat, das eine schwarze Null abwirft? Das weckt Zweifel – wie auch die Baukosten von neun Millionen Euro.