Die Stadt muss für Stuttgart 21 weitere Male tief in die Tasche greifen. Ein Kommentar von StZ-Redakteur Jörg Nauke.

Stuttgart - In Anbetracht kontrovers geführter Spurgruppendebatten und der gescheiterten Anwerbung von Filderdialog-Teilnehmern ist in den vergangenen Wochen aus dem Fokus geraten, dass die Stuttgart-21-Musik eigentlich im Talkessel spielt. Wobei – auch dort herrscht seit den Baumfällungen im Frühjahr Friedhofsruhe, weshalb der Blick auf scheinbar Nebensächliches fällt. Bei einer Führung mit Sozialdemokraten hat der oberste Stuttgart-21-Planer im Rathaus, Uwe Stuckenbrock, Bedeutendes gelassen ausgesprochen; nämlich, dass es – wie 50 vor Christus in Gallien – noch ein kleines, unbeugsames Völkchen gebe, das im Plangebiet auf seinen Besitzansprüchen beharre. Jahrelang hat die Verwaltung bei der Präsentation ihrer hochfliegenden Stadtentwicklungsplanung hinterm Hauptbahnhof die Bürger im Glauben gelassen, alle Investitionen seien getätigt und die Grundstücke hinterm Hauptbahnhof im Sack, auf dass man munter drauflosplanen könne. Sie hätten schon das Kleingedruckte lesen müssen, um zu realisieren, dass der klamme Kämmerer noch einige Millionen Euro lockermachen muss, um der Post ihr Gelände abzukaufen, um es dann zu begrünen. Die Fläche taugt zum „Schikanierzwickel“.

 

Allerdings haben – das gilt es im Zusammenhang mit S 21 seit 2011 immer mit zu erwähnen – 52,9 Prozent der Stuttgarter bei der Volksabstimmung dem Projekt mehr Chancen als Nachteile attestiert. Die Mehrheit stimmte für den Tiefbahnhof, was auch bedeutet, im Namen aller Stuttgarter Bürger finanzielle Risiken einzugehen. Als Freibrief, die Stadtkasse für S 21 und den neuen Stadtteil zu plündern, ist das Votum allerdings nicht zu verstehen.