Klaus Wowereit gibt sein Amt als Regierender Bürgermeister von Berlin auf. Das ist überfällig, denn er hat das Gespür für die Berliner verloren, kommentiert StZ-Korrespondent Thomas Maron.

Berlin - Klaus Wowereit, der als Regierender Bürgermeister Berlin 13 Jahre lang geprägt hat, geht. Er zeigt damit, dass ihm sein politisches Gespür noch nicht gänzlich verloren gegangen ist. Er war ein Mann auf Abruf und der letzte Gefallen, den er sich selbst tun konnte, war, den Zeitpunkt seines Abgangs selbst zu bestimmen. Eine große Mehrheit der Berliner sehnte diesen Moment herbei. Wowereit hatte schon lange das Gefühl für die Stimmung in der Stadt verloren. Lustlos wirkte er, unispiriert. Auch für die SPD auf Bundesebene war er verbraucht, weil er sich 2011 für ein bequemes Regieren mit der Union und damit gegen ein Bündnis mit den Grünen entschied. Den machtpolitischen Phantasien, die er als Person mit seiner Berliner Mehrheit links der Mitte bis 2011 innerhalb der SPD-Linken zu wecken wusste, raubte er damit jeden Nährboden. Was hätte er noch erreichen können, außer ein quälendes politisches Siechtum?

 

Neuwahlen sind sauberste Lösung

Überregional überschattet das Pannenfestival rund um den Neubau des Großflughafens Berlin-Schönefeld seine Amtszeit. Aber auch in vielen kleinteiligeren Fragen, etwa bei der Nachnutzung des Flugplatzes Tempelhof, vermochte er nicht mehr, der Stadt den Puls zu fühlen. Die anfänglichen Erfolge bei der Sanierung des Haushalts, sein Versuch, der Stadt ein modernes, weltoffeneres Gepräge zu gegeben, die richtige Entscheidung, Berlin für Startup-Unternehmen und internationale Kreativlinge interessant zu machen – all das geriet deshalb zuletzt in den Hintergrund. Übrig blieb Wowi, der Bruchpilot.

Die zerstrittene Berliner SPD droht nach seinem Rückzug aus den Fugen zu geraten. Denn Wowereit hat die Thronfolge bewusst stets völlig offen gelassen. Die Uneinigkeit in seinem Gefolge nutzte er bis zuletzt, um seine schwindende Macht zu sichern. Die unvorbereiteten Genossen müssen nun sehen, wo sie bleiben. Die Berliner übrigens auch. Deshalb wären Neuwahlen jetzt auch die sauberste Lösung.