Das Sommerfestival der Kulturen ist immens wichtig für die Stadt, meint der Kulturredakteur Michael Werner: Bei freiem Eintritt ermöglicht es Begegnungen auf höchstem Niveau.

Stuttgart - Das Sommerfestival der Kulturen verfügt über drei unschlagbare Pluspunkte. Erstens: dieses Festival stellt Kulturen, die außerhalb Deutschlands entstanden sind, als das dar, was sie sind – eine Bereicherung und eben keine Bedrohung, wie uns manche Politiker immer noch weismachen wollen. Zweitens: das Festival präsentiert kulturelle Spitzenleistungen bei freiem Eintritt und räumt unkompliziert die höchste Hürde aus dem Weg, die Bürger dieser Stadt an kultureller Teilhabe hindert – den Eintrittspreis.

 

Drittens: Das Sommerfestival initiiert hochkarätige Begegnungen. Einerseits auf musikalischer Ebene, weil meistens Neues und Weiterführendes entsteht, wenn sich Klangwelten begegnen, die geografisch weit voneinander entfernt liegen. Andererseits auf menschlicher Ebene, weil Respekt vor dem Fremden bei diesem Festival nicht per Zeigefinger verordnet, sondern per Bassdrum erspürt wird: Am Eröffnungsabend verzauberte die Pariser Balkanbeat-Band Les Yeux d’la Tête die ausgelassen tanzenden Zuschauer mit brasilianischen Trommelrhythmen. Und am Mittwoch demaskierte Habib Koité aus Mali mit einem starken Konzert kulturellen Eurozentrismus als überkommene Form der Arroganz.

Rolf Graser vom Forum der Kulturen gebührt die Stuttgarter Ehrenbürgerwürde für das Maß an Qualität, mit dem er alljährlich den Marktplatz beglückt. Sein Festival ist so wichtig für Stuttgart, dass es eigentlich monatlich stattfinden sollte. Dass es in diesem Jahr parallel zu den Jazz-Open läuft, ist trotzdem nicht so ideal.