Vor einer Steuersenkung sollte die -vereinfachung stehen. Paul Kirchhof will das durchsetzen. Doch die Chancen sind gering.  

Chefredaktion: Joachim Dorfs (jd)

Berlin - "Komplexitätsverliebt, bürokratieaufblähend, klientelgetrieben und damit wachstumshemmend." So kritisierte vergangenes Jahr sogar der Präsident der Bundessteuerberaterkammer das deutsche Steuerrecht. Zwölf Monate und etliche Regalmeter Steuerliteratur später hat sich an diesem Befund nichts geändert. Auftritt Paul Kirchhof, der "Professor aus Heidelberg". Er will die 33.000 Paragrafen des Steuerrechts auf 146 verringern und Ausnahmen radikal abschaffen.

 

Ja, es wäre einen Anlauf wert. Zwar lässt sich über die Gerechtigkeit eines Flat-Tax-Modells trefflich streiten. Unbestreitbar ist jedoch, dass das heutige Steuerrecht mit seinem Versuch, Einzelfallgerechtigkeit herzustellen, völlig aus dem Ruder gelaufen ist. Ein System, in dem Millionen Steuerpflichtige ihre Erklärung nur mit professioneller Hilfe erstellen können, ist nicht nur ineffizient, es ist auch ungerecht.

Doch die Bundesregierung schreckt schon vor der Reform der Mehrwertsteuer zurück und streitet wie einst im Mai über mögliche Steuersenkungen. Wer etwas für die Bürger tun und trotzdem die Neuverschuldung zurückführen will, für den ist Steuervereinfachung das Mittel der Wahl. Doch der Widerstand gegen jede Änderung wird aller prinzipiellen Zustimmung zum Trotz brutal sein. Daran sind schon bessere Regierungen gescheitert.