Die Bahn macht beim Stresstest ein Zugeständnis. Die Gegner des umstrittenen Tiefbahnhofprojekts Stuttgart 21 aber wollen mehr. Ein Kommentar.

Stuttgart - Für die Gegner des umstrittenen Tiefbahnhofprojekts Stuttgart 21 markiert der gestrige Tag einen Etappensieg - nicht mehr, aber auch nicht weniger. Durch hartnäckiges, mitunter penetrantes Nachbohren haben sie es geschafft, die Bahn zu einem erneuten Innehalten zu bewegen. Bereits zweimal - während der Schlichtung Ende vergangenen Jahres und nach dem Regierungswechsel am 27. März 2011 - hat der Konzern von sich aus seine zuvor für unumstößlich erklärten Zeitpläne über den Haufen geworfen. Ein viertes Mal, das hat Bahnvorstand Volker Kefer allerdings deutlich gemacht, wird es nach menschlichem Ermessen nicht geben.

 

Gleichwohl sendet die Bahn mit der Verschiebung der Erteilung des Zuschlags für die Tunnelbauten auf die Filder und ins Neckartal ein Signal aus, dass sie den Dialog mit den Projektkritikern nicht abreißen lassen will. Ob diese freilich bereit sein werden, am Ende das Urteil der allseits anerkannten Schweizer Bahnexperten über die Leistungsfähigkeit des Tiefbahnhofs zu akzeptieren, bleibt offen. So gesehen ist auch die jetzt für Ende Juli angepeilte Präsentation des Stresstests nur eine Etappe in der jahrzehntelangen Geschichte des Bahnprojekts. Weiteres Konfliktpotenzial bergen die Grundwasserthematik und vor allem die Finanzierungsfragen. Der Stress ist also mit dem Stresstest keineswegs zu Ende.