Im vergangenen Jahr haben Marie Bues und Martina Grohmann das Stuttgarter Theater Rampe übernommen. Vieles hat sich seitdem geändert – zum Guten, findet die StZ-Kritikerin Adrienne Braun.

Kultur: Adrienne Braun (adr)

Stuttgart - Über die neue Schreibweise stolpern immer noch einige: THTR RMPE. Es mag auch abschrecken, dass in der Rampe keine klassischen Theaterstücke mehr gezeigt werden, sondern Projekte, Performances und Experimente. Es gibt keine Schauspieler mehr, sondern Performer. Nachdem Marie Bues und Martina Grohmann im vergangenen Jahr die Rampe übernommen haben, hat sich vieles geändert – ob es die neue Bar „Rakete“ ist oder die Homepage mit ihren vielen Grafiken und Fotografien.

 

Das mag zeitgeistig wirken. Aber dafür sind Bues und Grohmann letztlich engagiert worden. Sie sollen ein neues und jüngeres Theaterpublikum heranziehen. In den ersten Wochen standen die beiden Intendantinnen manchmal mit bangem Blick im halb leeren Foyer. Inzwischen können sie aufatmen: Es kommen immer mehr und vor allem auch neue Zuschauer.

Bühne für neue Theaterformen

Aber auch aus künstlerischer Sicht machen Bues und Grohmann ihre Sache gut. Sie präsentieren zwar keine perfekten Inszenierungen mit exquisiten Schauspielern – dafür gibt es in der Stadt andere Häuser. Die neue Rampe ist vielmehr ein Labor, in dem interessante, ungewöhnliche Theaterformen erprobt werden. Es wird mit Neuen Medien und Musik gearbeitet, mit Filmeinspielungen oder DJs. Das Theater, für das Bues und Grohmann stehen, setzt nicht auf perfekte Illusion, sondern begreift Theater als Prozess, der sich selbst kritisch reflektiert. Dazu gehört auch, dass die Zuschauer nicht im Sessel abtauchen, sondern aktiv an diesem gruppendynamischen Prozess teilnehmen. Nicht alles mag bisher gelungen sein, aber sicher ist: Ästhetisch wie inhaltlich ist das THTR RMPE damit absolut auf der Höhe der Zeit.