Auf dem Transfermarkt explodieren die Preise – eine bedenkliche Entwicklung, weil dadurch die Schere zwischen Arm und Reich noch weiter aufgeht, wie unser Autor Thomas Haid meint.

Stuttgart - Jetzt nimmt der Wahnsinn wieder richtig Fahrt auf. So wurde in dieser Woche bekannt, dass John Anthony Brooks von Hertha BSC zum VfL Wolfsburg wechselt. Der Preis für den Innenverteidiger, der bisher nicht gerade durch herausragende Leistungen in der Bundesliga aufgefallen ist: rund 20 Millionen Euro. Im Gegenzug verpflichete Hertha BSC dann Davie Selke von RB Leipzig. Die Ablösesumme für den Stürmer, der in der vergangenen Saison praktisch nur auf der Ersatzbank saß, soll zwischen acht und zehn Millionen Euro liegen. Das Motto auf dem hoffnungslos überhitzten Transfermarkt lautet demnach allenthalben: Darf es vielleicht noch ein bisschen mehr sein?

 

Da geht es zu wie beim Monopoly. Völlig zu Recht hat der Bundestrainer Joachim Löw deshalb an diesem Donnerstag erneut vor der totalen Kommerzialisierung des Geschäfts gewarnt und erklärt, dass man die Spirale nicht überdrehen dürfe. Sonst bestehe die große Gefahr, dass sich die Fans abwenden und dass als Folge davon diese Fußball-Blase platze. Aber auf Löw hört offenbar keiner.

Die Vereine nehmen immer mehr Geld in die Hand – und sie streben nach immer höheren Einnahmen, die auch tatsächlich beispielsweise durch die gestiegenen Fernsehgelder fließen. Doch im Endeffekt profitieren die Clubs davon gar nicht, denn das führt nur dazu, dass die Preise selbst für durchschnittliche Kicker wie Brooks oder Selke weiter explodieren. So landet das ganze schöne Geld letztlich in den Taschen der Spieler beziehungsweise auf dem Konto ihrer Berater.

Auf der Strecke bleiben die kleinen Vereine, die bei diesem Geschachere nicht mithalten können und so zwangsläufig ihre Leistungsträger verlieren wie aktuell der SC Freiburg, der Vincenzo Grifo nach Mönchengladbach ziehen lassen muss. Diese Mechanismen tragen dann dazu bei, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter aufgeht. Löw beobachtet die Entwicklung mit Sorge, denn er weiß: Brooks, Selke oder Grifo werden nicht die Letzten in dieser Kette sein. Vielmehr hat der Wahnsinn gerade erst wieder begonnen.