Sebastian Vettel ruht sich nicht auf seinen Erfolgen aus – und zeigt damit, aus welchem Rennfahrerholz er geschnitzt ist. Ein Kommentar von unserem Formel-1-Reporter Dominik Ignée.

Sport: Dominik Ignée (doi)

Abu Dhabi - Sebastian Vettel geht es heute wie früher dem Tennisspieler Michael Stich. Der wurde nach Boris Becker der zweite deutsche Wimbledonsieger, aber eben nur der zweite. Auch Vettels vier Formel-1-Titel wurden in Deutschland nicht so euphorisch begleitet wie zuvor die sieben Erfolge des großen Michael Schumachers. Die TV-Einschaltquoten belegen das.

 

Vettel wird das egal sein. Was ihn stört, ist die geringe Akzeptanz bei seinen Kollegen. Vor allem Fernando Alonso und Lewis Hamilton lassen Respekt vermissen, weil sie seine Red-Bull-Erfolge nur auf das turmhoch überlegene Auto zurückführten. Diese Sichtweise wird Sebastian Vettel nicht gerecht. Vier Titel müssen die beiden anderen Piloten erst einmal gewinnen. Und der Wechsel von Red Bull zu Ferrari zeigt auch, aus welchem Holz der Heppenheimer tatsächlich geschnitzt ist: Er macht es sich nicht nur gemütlich. Er möchte sich verändern, noch besser werden und sucht deshalb eine neue Herausforderung.

Die größten Rennfahrer haben das so gemacht. Er will sich beweisen, dass er die zur Lethargie neigende Ferrari-Truppe wieder zu einer Siegergemeinschaft formen kann. So wie früher Michael Schumacher. Alonso hat das in fünf Jahren nicht geschafft.

Bringt Vettel die rote Mannschaft hinter sich und wird Weltmeister, rückt er noch näher an sein großes Idol Schumacher heran. Schafft er es nicht, hätte er es wenigstens versucht. Seine Karriere ist tadellos genug, um damit gut leben zu können.