Dem Regionalverband ist mit der Ruhestandsregelung für seine bisherige Direktorin Jeannette Wopperer ein wichtiger Schritt gelungen. Nun ist es aber auch an der Zeit über die Strukturen an der Verbandsspitze nachzudenken, meint StZ-Redakteur Achim Wörner.

Regio Desk: Achim Wörner (wö)

Stuttgart - Für den Verband Region Stuttgart ist der Mittwoch ein guter Tag gewesen. Dies gilt, auch wenn damit ein menschlich schwerer Schritt verbunden ist. Nach eineinhalb Jahren Dauerkrankheit aber ist die Trennung von der Regionaldirektorin Jeannette Wopperer ein notwendiger Befreiungsschlag für die bald 20 Jahre alte Institution. Denn der Regionalverband, der angesichts selbstwusster Landkreise und Kommunen ohnehin einen schweren Stand hat, darf sich nicht zusätzlich selbst das Leben schwer machen durch eine intern verursachte Lähmung. Dank der jetzt getroffenen Entscheidung lässt sich der Blick nach vorne richten.

 

Dies freilich wird nicht gehen, ohne den selbstkritischen Blick zurück. Dabei geht es nicht darum, nach einem Schuldigen für die allzu lange währende personelle Misere an der Spitze zu fahnden. Die Suche nach einer Antwort in dieser konkreten Frage sollte schon aus Respekt vor der schwer erkrankten Regionaldirektorin nicht im Vordergrund stehen. Die Architektin, die in eine persönlich tragische Situation geraten ist, hat um ihre Pensionsansprüche gekämpft; das ist legitim. Und ohne Zweifel ist auch denjenigen, die für sie in die Bresche gesprungen sind, kein Vorwurf zu machen. Im Gegenteil: den Verwaltungshierarchen Thomas Kiwitt und Jürgen Wurmthaler ist es gelungen, das Fehlen der Direktorin zu kompensieren. Und vor allem der Regionalpräsident Thomas Bopp hat mit großem persönlichem Engagement dazu beigetragen, dass der regionale Betrieb weitgehend reibungslos lief.

Schwierige Personalsuche

Das ist die eine Seite der Medaille. Die andere: wenn Lehren zu ziehen sind aus dem Fall, dann in ganz anderer, generellerer Hinsicht. Schließlich war schon vor fünf Jahren die Suche nach einem Regionaldirektor äußerst schwierig. Zwei Anläufe hat es gebraucht, um eine Nachfolgerin für den 2008 verstorbenen Bernd Steinacher zu finden. Er, der omnipräsent gewesen war, den Verband mit aufgebaut, die Geschäftsstelle geleitet und sich qua eigenem Selbstverständnis zugleich als politischer Kopf verstanden hatte, hat ein großes Vakuum hinterlassen. Erschwerend hinzu kommt, dass der landesweit einmalige Posten mäßig dotiert ist gemessen an den Aufgaben, die damit verbunden sind. Landräte, hochrangige Ministeriale oder Oberbürgermeister einer großen Stadt verdienen mehr, was den Stand erschwert in einem von Rivalitäten und Machtkämpfen zwischen Kommunen, Kreisen und Region geprägten Umfeld. Jeannette Wopperer ist auch an diesen Strukturen gescheitert – unabhängig von eigenen Unzulänglichkeiten und Fehlern, die sie ohne Zweifel gemacht hat.