Der Vater des Amokläufers von Winnenden täte gut daran, Reue zu zeigen. Sonst stockt die Aufarbeitung, schreibt Oliver im Masche.

Regio Desk: Oliver im Masche (che)

Stuttgart - Das erneute Gerichtsverfahren gegen den Vater des Amokläufers Tim K. ist sowohl für den Angeklagten selbst als auch für die Angehörigen der Getöteten und für die Verletzten sehr belastend. Dreieinhalb Jahre nach dem Massaker kommen bei allen Beteiligten die Erinnerungen an den 11. März 2009 wieder hoch. Die Auseinandersetzung mit dem Geschehen können oder möchten sich bereits einige Angehörige der Opfer nicht mehr zumuten. Zwar sind auch im zweiten Prozess 40 Nebenkläger zugelassen – doch nicht einmal die Hälfte von ihnen hat am Mittwoch die Kraft gefunden, sich im Gerichtssaal mit der strafrechtlichen Aufarbeitung des Amoklaufs erneut zu befassen. Und diese mussten ein zweites Mal miterleben, wie der Vater von Tim K. schweigt. Dies ist erneut ein Schlag ins Gesicht der Opfer.

 

Die Nebenkläger haben in der Vergangenheit immer wieder betont, dass es ihnen nicht um eine Bestrafung des Angeklagten geht, der die spätere Tatwaffe offenbar lediglich im Kleiderschrank des Schlafzimmers hinter Pullovern gelagert und auch die Munition dazu nicht sachgemäß verschlossen hatte. Ihnen geht es primär um die Aufarbeitung des Amoklaufs. Dazu zählt nicht nur das Wissen, unter welchen Umständen ihre Angehörigen umgebracht wurden. Dies hat der erste Prozess bereits ans Licht gebracht. Um mit dem Geschehen weiterleben zu können, bedarf es aber auch eines deutlichen Zeichens der Reue des Angeklagten. Diese Chance hat der Vater von Tim K. am ersten Prozesstag vertan. Persönliche Worte des Bedauerns könnten den Schmerz auf allen Seiten lindern.

Offenbar fehlt auch dem Angeklagten die Kraft für ein Bekenntnis zu seinem Fehlverhalten. Das ist menschlich nachvollziehbar angesichts der ungeheuren Tat. Um aber selbst seinen inneren Frieden zu finden, sollte der Vater das Wort ergreifen.