Mit der Aufforderung, Vorräte für den Fall einer Katastrophe oder eines großen Angriffs anzulegen, übt die Regierung für den Ernstfall. Der einzige Schutz vor Krieg ist aber, ihn zu verhindern, kommentiert unser Hauptstadtredakteur Thomas Maron.

Berlin - Das Konzept, mit dem die Bundesregierung die Bevölkerung auf einen unwahrscheinlichen, aber nicht mehr für unmöglich gehaltenen Krieg in den eigenen Grenzen vorbereiten will, mag erschrecken. Gleichwohl ist es folgerichtig. Wer seine Armee trainiert, im Rahmen der sogenannten Nato-Speerspitze innerhalb von 48 Stunden auf Angriffe auf Bündnispartner reagieren zu können, darf die Menschen mit Blick auf mögliche Konsequenzen nicht unvorbereitet lassen, denn im Bündnisfall ist Deutschland Kriegspartei. Dann hängt es von der Stärke des Gegners ab, ob und in welcher Weise deutsches Staatsgebiet attackiert werden kann.

 

Das Konzept ist nicht zuletzt eine Reaktion auf die russische Annexion der Krim. Auch das ist logisch, zugleich aber auch absurd, denn sollte der Gegner Russland heißen, könnte sich Deutschland alle Zivilschutzkonzepte sparen. Ein solcher Krieg wäre Deutschlands letzter. Deshalb sollte nun wirklich jeder begreifen, dass eine Politik der militärischen Zurückhaltung keine Idee romantischer Weicheier ist, sondern überlebenswichtig. Das bedeutet nicht, sich alles bieten zu lassen. Aber es bedeutet, alles zu tun und jeden Gesprächskanal zu nutzen, um einen Waffengang in Europa zu vermeiden. Die Älteren haben es erfahren, viele Jüngere müssen es begreifen: Krieg ist kein Computerspiel.