Hans-Olaf Henkel tritt für die AfD im Europawahlkampf an. Der ehemalige Sprecher der deutschen Industrie gibt jedoch längst nicht mehr die Meinung der Wirtschaft wieder, kommentiert StZ-Autor Roland Pichler.

Berlin - Die eurokritische AfD setzt hohe Erwartungen in ihren Neuzugang. Der ehemalige Unternehmensführer Hans-Olaf Henkel soll die Wirtschaftskompetenz der jungen Partei unterstreichen. Tatsächlich wurde die Partei von mehreren Wirtschaftsprofessoren geprägt, deren Kompetenz außer Frage steht. Mit der Wahlniederlage im September ist aber deutlich geworden, dass Professoren Erfolg keineswegs garantieren. Henkel, der viel Erfahrung im Umgang mit den Medien besitzt, soll das Blatt wenden.

 

Die Berufung des einstigen Managers bringt zwar Aufmerksamkeit, fördert aber auch Widersprüche zu Tage. Henkel war einst Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI). Der eloquente 73-Jährige gibt aber seit Langem nicht mehr die Meinung der Wirtschaftsführer und der Verbände wieder. Die große Mehrzahl der Unternehmen weiß, dass die europäische Gemeinschaftswährung nicht zerbrechen darf. Die Wirtschaft stützt den Kurs der Eurorettung. Henkel gilt mit seinen radikalen Forderungen als Außenseiter. Nachdem in Deutschland lange über die Eurorettung gestritten worden ist, wirken die Untergangsparolen der AfD verbraucht. Richtig ist: die Eurokrise ist noch lange nicht überwunden. Nach der Stabilisierung einen Kurswechsel zu verlangen überzeugt jedoch nicht.

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