Im Zank um die Rückgabe von alten Geräten kann der Handel punkten. Vor allem, indem er den Service-Gedanken ernst nimmt, meint Wirtschaftsredakteur Walther Rosenberger.

Stuttgart - Seit Ende Juli müssen Händler alte Elektrogeräte, die ihnen die Kundschaft vor die Tür fährt, beim Kauf eines neuen Produkts kostenlos zurücknehmen. Das erst einmal festzustellen ist wichtig. Denn herumgesprochen hat sich die frohe Botschaft für die Verbraucher nicht.

 

Vor allem scheint sie beim Handel noch nicht wirklich angekommen zu sein. Eine Untersuchung der Deutschen Umwelthilfe bringt jetzt zutage, dass sich so mancher Händler mit allerlei Finten der ungeliebten Rücknahmepflicht zu entledigen versucht. Da wird auf Kundeninformation verzichtet, da lehnen Lieferanten die Annahme der Altgeräte ab, oder krude Verpackungsvorschriften erschweren die Abgabe des Schrotts.

Stationärer Handel kann profitieren

Vor allem für Online-Händler scheint der Servicegedanke beim Druck des Kunden auf den Kaufenbutton im Internet zu enden. Und das hat sogar eine gewisse Logik. Schließlich war es der Online-Handel, der am massivsten gegen die neuen verbraucherfreundlichen Regeln obstruierte, und er ist es auch, der sie jetzt offenbar am schleppendsten umsetzt. Ein Vorgehen, das die Netzhändler im eigenen Interesse schnell abschalten sollten.

Im Elektronikbereich hat sich in den letzten 20 Jahren rund ein Drittel des Geschäfts ins Internet verlagert. Ob dieser Trend einfach so weitergehen wird, wenn sich die Kundenschikane bei Altgeräten herumspricht? Jedenfalls ergeben sich Chancen für den stationären Handel. Service ist seit jeher seine Domäne. Elektroschrott nahm man schon bisher meist klaglos zurück. In puncto Servicekultur jetzt noch einen draufzulegen wäre die perfekte Chance, verlorenes Terrain gegenüber den Internetpreisbrechern zurückzugewinnen. Und im Sinne der Kundschaft wäre es obendrein.

walther.rosenberger@stzn.de