Der Staatskonzern will mit Schönwetter-Meldungen von seinen massiven Problemen ablenken. Ein Kommentar von unserem Wirtschaftsredakteur Thomas Wüpper.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Berlin - Die Talfahrt gebremst, Gewinn gesteigert, neuer Passagierrekord bei ICE und IC – alles prima bei der Deutschen Bahn? So könnte meinen, wer Erfolgsmeldungen des größten Staatskonzerns arglos glaubt. Wer die wahre Situation des schwer angeschlagenen und hoch verschuldeten Transportriesen beurteilen möchte, sollte sich auf der DB-Homepage den aktuellen Zwischenbericht besorgen und zum Beispiel Seite 50 anschauen.

 

Dort stehen die aktuelle Gewinn- und Verlustrechnung und eine „Überleitung zum Konzern-Gesamtergebnis“. Das Zahlenwerk zeigt, dass Bilanzjongleure in einem Firmenkonglomerat mit mehr als 300 000 Mitarbeitern und vielen hundert Tochterunternehmen in aller Welt viele Möglichkeiten haben, Unangenehmes zu verschleiern und Zahlen so beeinflussen, dass sie zur Strategie der DB-Spitze passen.

Der Staatskonzern beherrscht diese Bilanzkosmetik. Wenn eine harte Sanierung ansteht, werden wie 2015 durch hohe vorweggenommene Milliarden-Abschreibungen plötzlich Riesenverluste ausgewiesen, um Akzeptanz bei Politik und Öffentlichkeit zu gewinnen. “Wenn der Vorstandschef zwecks anstehender Vertragsverlängerung wieder bessere Zahlen braucht, stellen sich diese durch die Verlagerung und andere Bilanztricks fast automatisch ein.

Unter dem Strich steht ein Verlust

Umso mehr sei gerade verantwortlichen Politikern wie Verkehrsminister Dobrindt ein eigener Blick in die DB-Zahlenwerke empfohlen. Das könnte dem CSU-Mann die Augen öffnen, wie es um den Konzern wirklich steht. Auf Seite 50 ist klein gedruckt aufgeführt, dass der operative Gewinn von 603 Millionen Euro nicht einmal ausreicht, um beim Konzern-Gesamtergebnis die Kosten für die „Neubewertung von leistungsorientierten Versorgungsplänen“ des Personals in Höhe von mehr als 1,3 Milliarden Euro auszugleichen.

Ganz unterm Strich steht deshalb dort für den Konzern ein Verlust von mehr als 500 Millionen Euro. In den DB-Erfolgsmeldungen, die operative Ergebnisse vor Zinsen und Steuern feiern, taucht dieser Sachverhalt nirgends auf. Und bei der Bilanzkonferenz wurden konkrete schriftliche Nachfragen unserer Redaktion dazu nicht beantwortet. Bleibt zu hoffen, dass sich noch Verantwortliche finden, die solche Diskrepanzen zwischen Schein und Sein nicht weiter durchgehen lassen.