Schlimmer geht immer: die Befunde einer Befragung von Studierenden übertreffen die bisherigen Missstände an der Beamtenhochschule noch, kommentiert der StZ-Autor Andreas Müller.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Es ist ein vernichtendes Zeugnis, das die angehenden Finanzbeamten der Hochschule in Ludwigsburg ausstellen. Viele der Missstände, die in den vergangenen Jahren von dort publik wurden, werden noch übertroffen von den Ergebnissen der Umfrage der Steuergewerkschaft. Allein was die Studierenden über die Prüfungspraxis berichten, ist ein Skandal für sich: Dass Aufgaben während der laufenden Bearbeitung geändert werden, ist offenbar nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Das zeugt von einem Chaos bei Vorbereitung und Organisation der Prüfungen, das grundsätzliche Zweifel am Wert der Abschlüsse weckt.

 

Lieber Steuerberater schulen

Kaum weniger alarmierend sind die Klagen über die Qualität der Lehre und den mangelnden Praxisbezug vieler Professoren. Für die Arbeit in den Finanzämtern fühlen sich die Absolventen schlecht gerüstet. Schon lange setzt sich das Land über eine klare Vorgabe hinweg, wonach die Dozenten nach einigen Jahren Lehre wieder in der Steuerverwaltung arbeiten sollen. Stattdessen schulen manche nebenbei lieber Steuerberater – und prahlen vor den Studenten noch damit. Insgesamt zeichnet die Umfrage ein erschütterndes Bild der Steuerfakultät, die immerhin die Hälfte der Hochschule ausmacht. Dass es sogar der sonst problembewussten Finanzministerin die Sprache verschlägt, spricht für sich.