Endlich ist das Hin und Her bei dem Stuttgarter Pharmahändler Celesio vorbei. Die neuen Herren sollten ihre Macht vorsichtig einsetzen, kommentiert unser Autor Werner Ludwig.

Wissen/Gesundheit: Werner Ludwig (lud)

Stuttgart - Nun hat es also doch noch geklappt. Im zweiten Anlauf ist es dem US-Pharmahändler McKesson gelungen, sich Celesio einzuverleiben – gerade mal zehn Tage, nachdem die Amerikaner das Scheitern des Milliardengeschäfts vermeldet hatten. Der Übernahmekampf mit dem Hedgefonds Elliott in der Rolle des bösen Buben war ein veritabler Wirtschaftskrimi, dessen Handlung selbst Fachleute immer wieder überrascht hat. Nun ist zumindest in groben Zügen klar, wie es bei Celesio weitergehen wird – und die 39 000 Mitarbeiter des Stuttgarter Unternehmens können wieder ihrer Arbeit nachgehen, ohne sich ständig über neue Übernahmegerüchte Gedanken machen zu müssen. Ob McKesson – wie von manchen Spekulanten erwartet – seinen Anteil weiter aufstockt und Celesio komplett von der Börse nimmt, macht für sie keinen großen Unterschied mehr. Ähnliches gilt für die Frage, ob der ohnehin vor allem in Fachkreisen bekannte Kunstname Celesio erhalten bleibt.

 

Natürlich wird McKesson, wie auch das derzeitige Celesio-Management, nach weiteren Einsparmöglichkeiten suchen, um im harten Preiskampf zu bestehen. Es spricht aber wenig dafür, dass die Amerikaner bei ihrer neuen Tochter zu einem massiven Kahlschlag ansetzen werden. Aufgrund der Unterschiede zwischen dem amerikanischen und den einzelnen europäischen Märkten sind sie auf die Expertise der Leute vor Ort angewiesen. Glaubt man dem Management, soll vor allem der gemeinsame Einkauf zu Kostensenkungen in dreistelliger Millionenhöhe führen. Beruhigend dürfte in diesem Zusammenhang auch ein Blick auf den Frankfurter Celesio-Konkurrenten Alliance Healthcare Deutschland sein. Der Großhändler, der früher unter Anzag firmierte, gehört seit 2012 ganz zum britischen Konzern Alliance Boots und hat seither nicht mit radikalen Sparprogrammen von sich reden gemacht.

Auch McKesson wäre gut beraten, nach der Durchsetzung eines Beherrschungsvertrags auf der nächsten Celesio-Hauptversammlung im Mai verantwortlich mit seiner neuen Macht umzugehen. Eine Sonderdividende, um den hohen Kaufpreis von insgesamt 6,2 Milliarden Euro schneller wieder hereinzuholen, wäre angesichts der überschaubaren Gewinnmargen im Pharmagroßhandel keine gute Idee.