Die deutschen Autofirmen präsentieren sehr gute Wachstumszahlen. Sie können frei von großen Sorgen in das Jahr 2014 gehen, meint der StZ-Wirtschaftsressortleiter Michael Heller. Ein Grund für den Erfolg: das globale Produktionsnetz.

Stuttgart - Besser könnte das Jahr für die heimische Autobranche kaum beginnen. Die deutschen Topmanager reisen mit leichtem Gepäck zum Messespektakel nach Detroit, das am Montag beginnt – frei von allzu großen Sorgen. Daimler präsentiert jetzt ebenso eindrucksvolle Wachstumszahlen wie zuvor Audi und demnächst auch BMW. Einmal mehr werden die deutschen Oberklassehersteller ihrem Ruf gerecht, dass sie der Inbegriff der Industriemacht Deutschland sind. Sie liefern sich einen harten Wettbewerb und beweisen zugleich, dass auch ein Hochlohnstandort wie Deutschland zu den Gewinnern der Globalisierung gehören kann.

 

Das deutsche Erfolgsmodell ist einst mit der Herkunftsbezeichnung „made in Germany“ gleichgesetzt worden. Davon haben sich Mercedes, BMW & Co. längst gelöst. Den Autoherstellern ist es gelungen, ein globales Produktionsnetz aufzuziehen, das in sämtlichen Werken die gleichen Standards gewährleistet. Das neue Gütesiegel heißt „made by . . .“. Von den mehr als 14 Millionen Personenwagen deutscher Hersteller sind im vorigen Jahr lediglich etwa 5,5 Millionen in Deutschland gebaut worden; die Auslandsfertigung hat sich binnen eines Jahrzehnts auf gut 8,5 Millionen Fahrzeuge verdoppelt.

Ein Meilenstein der Internationalisierung

Wenn Mercedes jetzt in Detroit seine neue C-Klasse präsentiert, so feiert nicht nur die neue Auflage dieser Baureihe Premiere. Dass die Fertigung innerhalb weniger Monate nicht nur in Deutschland und Südafrika, sondern auch in den USA und in China startet, ist ein Meilenstein bei der Internationalisierung. Die neue C-Klasse hat den Beschäftigten von Mercedes aber auch ganz hautnah den Beleg dafür geliefert, dass die Vorteile der Globalisierung nicht zum Nulltarif zu haben sind. Noch immer hat die Belegschaft in Sindelfingen nicht verwunden, dass ihr die Fertigung dieser Baureihe weggenommen wurde. Dank der guten Konjunktur hat das bisher keine Beschäftigungsprobleme aufgeworfen. Aber mit einer Baureihe weniger ist Sindelfingen anfälliger geworden, weil das Werk nun ganz von den großen Baureihen E- und S-Klasse abhängt.

Dass die Betriebsräte immer wieder darauf dringen, eine weitere Baureihe in dieses größte Daimler-Werk zu vergeben, ist aus diesem Grund nachvollziehbar. Gleichwohl gehört – zumindest in der Autoindustrie – das Exportmodell der Vergangenheit an. Schwellenländer wie China und Brasilien wissen, dass sie sich diese Industrie ins Land holen können – zum Beispiel, indem sie den Markt mit Hilfe von Zöllen gegenüber Importen abschotten. Aufgrund der Nachfrage hätte es zum Beispiel keine Notwendigkeit für Audi, BMW und Daimler gegeben, in Brasilien eine Fabrik zu bauen. Aber alle drei tun es, weil sie dort sonst keine Autos mehr verkaufen könnten.

Positive Effekte für Beschäftigung in Deutschland

Nun mag der brasilianische Markt groß genug sein, so dass sich ein Investment rechnet. Daimler hat freilich in der Vergangenheit die Erfahrung gemacht, dass alleine die Aussicht auf Wachstum keine Basis für eine Investition ist. Eine Mitte der neunziger Jahre gebaute Fabrik wäre fast zur Investitionsruine geworden, weil die zunächst dort gebaute A-Klasse keine Abnehmer fand. So ist Brasilien auch eine Mahnung, dass der Trend zur Globalisierung nicht zu weit führen darf; die Vorteile der internationalen Arbeitsteilung und des Handels sollten weiter genutzt werden. Jedem Land ab einer gewissen Größe eine eigene Fabrik - das ist keine Erfolgsformel.

Der große Schub in Richtung Auslandsfertigung liegt deshalb bereits hinter der deutschen Industrie. Ein erfreulicher Aspekt dabei ist, dass dies nicht zu Lasten der Beschäftigung in Deutschland gegangen ist; der Produktionsmix hat auch die Jobs in Deutschland gesichert. Sollte es für die Branche weiter aufwärtsgehen, dann besteht die Hoffnung, dass sich an diesem Befund auch künftig nichts ändert.