Der Co-Chef der Deutschen Bank Jürgen Fitschen will sich nicht auf einen Deal einlassen. Ein Kommentar von StZ-Korrespondent Klaus Dieter Oehler.

Frankfurt - Die Bundesanstalt für Finanzaufsicht (Bafin) hat schon klar Stellung bezogen. Generell gelte für die Aufsicht die Unschuldsvermutung, hat die Bafin in der vergangenen Woche erklärt, als erste Spekulationen über eine bevorstehende Anklage gegen den Co-Chef der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen, kursierten. Damit dürfte klar sein, dass Fitschen im Amt bleibt, selbst wenn die Anklage vom Landgericht München zugelassen und ein Prozess gegen ihn und vier ehemalige Bank-Vorstände eröffnet werden sollte.

 

Dennoch ist die Angelegenheit für Fitschen und die Deutsche Bank unerfreulich. Dies nicht nur, weil ein Verfahren wegen versuchten Prozessbetrugs den seit mehr als einem Jahrzehnt andauernden Dauerstreit mit der Familie des ehemaligen Medienunternehmers Leo Kirch noch mehr in die Länge ziehen wird. Schlimmer noch ist, dass dieser Prozess nicht der einzige Rechtsstreit ist, mit dem sich die Deutsche Bank auseinandersetzen muss. Man darf nicht vergessen, dass auch Anshu Jain, Co-Chef der Bank, im Visier der Ermittler steht und in dem Zusammenhang noch viel gravierendere Vorwürfe zu klären wären.

Fitschen hätte, zumindest für sich, die Kirch-Geschichte schon beenden können. Doch auf eine Einstellung des Verfahrens gegen Zahlung eines Bußgeldes hat er sich nicht eingelassen. Er will reinen Tisch machen und keinen Freispruch zweiter Klasse. Das ist spricht dafür, dass Fitschen sich wirklich keiner Schuld bewusst ist. Die Vorwürfe gegen ihn sind auch geringer als gegen seine Ex-Kollegen, selbst die Ermittler gehen nicht davon aus, dass er aktiv getäuscht hat, sondern nur bestimmte Äußerungen nicht korrigiert habe.

Es ist daher richtig, dass Fitschen den geraden Weg wählt und die juristische Aufarbeitung der Causa Kirch durchstehen will. Das könnte zwar seine Glaubwürdigkeit in dem von ihm und Jain eingeläuteten Kulturwandel in der Bank beeinträchtigen, aber dieses Risiko muss der Bankchef eingehen. Ein „Deal“ mit dem Gericht hätte auf jeden Fall einen Nachgeschmack. Nicht zuletzt spricht auch die Zeit für Jürgen Fitschen. Ein Prozess, wenn er denn zustande kommt, wird frühestens 2015 beginnen und wohl lange dauern. Im März 2017 geht Fitschen dann ohnehin in den Ruhestand.