Der Betrug im Westen ist bekannt – Literatur und Studien dazu liegen vor. Vor Konsequenzen scheinen sich Politik wie Sport zu drücken. Doch dieses Wissen muss endlich etwas verändern, meint StZ-Redakteur Tobias Schall.

Chef vom Dienst: Tobias Schall (tos)

Stuttgart - Der Spitzensport war schon immer Schlachtfeld im politischen Stellvertreterkrieg. Es herrschte die irrige Auffassung, die Überlegenheit des eigenen Systems durch Medaillen untermauern zu können. Die Nazis missbrauchten den Sport genauso wie die Mächte im Kalten Krieg. Die Folge war ein medizinische Wettrüsten in den 1970er Jahren in Ost und West: Doping für die Staatsräson.

 

Es ist seit Jahren bekannt, dass Doping nicht nur in der DDR, sondern auch in Westdeutschland Tradition hat. Der Betrug in der BRD war – vielleicht – anders organisiert als in der DDR, aber besser war er nicht. Hüben wie drüben war er menschenverachtend und skrupellos. Einiges von dem, was nun empört, ist nicht wirklich neu. Entsprechende Literatur ist seit Jahren auf dem Markt. Leider blieben entsprechende Konsequenzen aus. Im Sport und in der Politik gab es viel zu lange keinen Willen zur schonungslosen Aufklärung, keine grundlegende Absicht, den Spitzensport von entsprechenden Medizinern und Funktionären zu säubern und einige Lebenslügen aufzuklären.

Vor diesem Hintergrund ist es begrüßenswert, wenn durch die Studie – durch die Zusammenfassung der deutschen Dopinggeschichte – eine überfällige Debatte endlich in Fahrt kommt und die Erkenntnisse daraus auch endlich Folgen haben.