Die Stuttgarter Verwaltung tut dem scheidenden Oberbürgermeister Wolfgang Schuster mit ihrer Begründung für die Ehrenbürgerwürde keinen Gefallen, findet StZ-Redakteur Jörg Nauke.

Stuttgart - Der legendäre Manfred Rommel ist am Ende seiner Amtszeit als OB in Würdigung seiner „großen Verdienste um eine weltoffene Weiterentwicklung und die Mehrung des Ansehens Stuttgarts“ zum Ehrenbürger ernannt worden. Diverse Mängel in der Amtsführung fielen bei der Bewertung seiner Leistungsbilanz natürlich nicht ins Gewicht. Auch Rommels Vorgänger Arnulf Klett wäre wohl für den Wiederaufbau nach dem Krieg die höchste Auszeichnung der Stadt zuteilgeworden, wäre er nicht im Amt verstorben.

 

Und nun soll also Wolfgang Schuster gewürdigt werden. Es war ihm zwar nicht vergönnt, während seiner 16-jährigen Amtszeit die Popularität seiner Vorgänger zu erreichen, dennoch gibt es im Gemeinderat niemanden, der dem 63-Jährigen die Anerkennung für seine Leistungen an der Spitze der Stadt versagen wollte, die er, so die Verwaltung, „zu einer wirtschaftlich führenden, weltoffenen und besonders lebenswerten“ weiterentwickelt habe.

Auf zwei Seiten sind die Tatkraft und der Ideenreichtum des OB beschrieben. Man muss die Person Schuster nicht mögen, aber das Stadtoberhaupt steht nicht nur für eine „Booming City“, sondern es hat sich insbesondere auch für die Förderung von Ehrenamt und Integration größten Respekt verdient. Und Schuster war der beste „Außenminister“, den sich eine Stadt wünschen konnte. Im Lichte dieser positiven Bilanz verwundert es aber, dass man es im Rathaus auch noch für nötig erachtet hat, die Ehrung mit Schusters „Bemühen um eine sachliche und unaufgeregte Argumentation“ bei Stuttgart 21 zu begründen. Genau in diesem Punkt nämlich hat der Rathauschef die Erwartungen vieler Bürger enttäuscht. Diese einseitige Interpretation haftet der Ehrung deshalb als Makel an.