Der Fortschritt in Sachen Elektromobilität lässt sich nicht an der Zahl der E-Autos messen, die bis 2020 auf der Straße fahren, kommentiert StZ-Wirtschaftsredakteur Michael Heller.

Stuttgart - Das Thema Elektromobilität zeigt das Dilemma: Wer sich keine Ziele setzt, kann später nur schwer Erfolge belegen, wer die Ziele verfehlt, muss mit dem Makel des Misserfolgs leben. Eine Million Elektrofahrzeuge sollten nach dem Wunsch der Bundesregierung bis 2020 auf Deutschlands Straßen rollen. Angesichts des aktuellen Bonsai-Bestands von 24 000 Fahrzeugen ist das ein unrealistisches Ziel. Deshalb fordert nun die Nationale Plattform Elektromobilität Subventionen, damit die Eine-Million-Marke doch noch erreicht wird. Warum eigentlich? Es stellt sich durchaus die Frage, ob das Ziel realistisch war. Es wäre nicht notwendigerweise ein Misserfolg, wenn der Bestand bis 2020 nur auf 500 000 Autos ansteigen würde.

 

Die Wahrheit ist, dass es an Weissagung grenzt, das wirkliche Potenzial abzuschätzen. Die Industrie hat sich vor Jahren von der allgemeinen Euphorie rund um die Elektromobilität anstecken lassen und zahlt seitdem Lehrgeld. Noch immer haben die Batterien nicht die Reichweiten, die sich die Autofahrer wünschen, es fehlt an einer ausgebauten Ladestationen-Infrastruktur, und natürlich sind die Autos selbst viel zu teuer. Und auch der Antrieb der Zukunft ist noch nicht ausgemacht. Ist für Überlandfahrten die Brennstoffzelle der Antrieb der Wahl oder scheitert diese Variante der Elektromobilität an ihren zu großen Herausforderungen (zum Beispiel dem richtigen Sprit)? Trotz all dieser Unsicherheiten ist der Industrie aber klar, dass sie ohne Elektromobilität nicht klarkommen wird – obwohl sie auf der anderen Seite natürlich ihre Bastion Verbrennungsmotor verteidigen will. Ohne E-Autos sind die ehrgeizigen CO2-Ziele nicht zu erreichen.

Soll der Staat wirklich Mittel der Allgemeinheit einsetzen, damit die Rechnung der Industrie aufgeht? Eher nicht. Mehr Mittel für die Forschung wären sicher gut investiert und auch ordnungspolitisch zu begründen. Aber Subventionen für Hybrid-Nobelkarossen als Dienstwagen bringen die Elektromobilität nicht voran. Ähnliches gilt wohl für Mittel für die Fertigung von Akkuzellen, die die IG Metall für Deutschland noch nicht verloren geben mag, obwohl Daimler gerade ausgestiegen ist. Die Zukunft des E-Autos liegt zunächst einmal in den Städten – kleine, umweltfreundliche Flitzer. Deren Einsatz muss durch gute Rahmenbedingungen unterstützt werden. Um Geld geht es da nicht in erster Linie. Wie viele Elektroautos dann 2020 unterwegs sind, ist zweitrangig.