Die Konzernführung der EnBW zieht zusehends den Unmut der Belegschaft auf sich. Doch ein Zwist zwischen Mitarbeitern und Management ist das Letzte, was das Unternehmen derzeit brauchen kann, meint Walther Rosenberger.

Stuttgart - Arbeitnehmer und Arbeitgeber – früher war das bei Deutschlands drittgrößtem Energieversorger EnBW eine verschworene Gemeinschaft. Von den üblichen Scharmützeln abgesehen, war man sich bei den meisten kontroversen Unternehmensfragen meist schnell einig. Das Fell des Bären – also die Gelder der Strom- und Gaskunden – wurden so verteilt, dass jeder etwas davon hatte: Das Unternehmen, die Aktionäre und auch die Mitarbeiter, die sich über im Branchenvergleich satte Löhne und üppige Betriebsrenten freuen konnten. Mitbestimmung war die Zauberformel, die die Kultur des Unternehmens über Jahre prägte.

 

Seit die Energiewende das Geschäftsmodell der Karlsruher allerdings in seinen Grundfesten erschüttert, hat sich die Lage geändert. Das Fell des Bären, das früher so groß war, dass es jeden Streit mühelos überdeckte, ist Vergangenheit. Die Gewinne vor allem im klassischen Kraftwerksgeschäft und im Handel sind massiv eingebrochen. Zu verteilen ist nicht mehr viel.

Der Konsens bröckelt

Und auch der Konsens zwischen dem Unternehmen und seinen Beschäftigten droht zu bröckeln. Zwei Mal innerhalb weniger Monate sind die Arbeitnehmer nun auf Konfrontationskurs zu Unternehmenentscheidungen gegangen. Anfang März fühlte man sich bei der Diskussion um die Neubesetzung des Aufsichtsrats übergangenen. Als „irritierend“ und „unglaublichen Vorgang“ bezeichneten es Arbeitnehmervertreter damals, erst aus der Presse vom Personalvorschlag für den neuen Aufsichtsratschef, Lutz Feldmann, erfahren zu haben. Auch bei dem aktuellen Schritt, sich aus dem Geschäft mit Großkunden zurückzuziehen, hagelt es Kritik. Man sei „massiv enttäuscht“, dass die Betriebsräte im Vorfeld der Entscheidung nicht eingebunden worden seien, schreibt der Verdi-Verantwortliche und EnBW-Aufsichtsrat Stefan Hamm in einer Mitteilung.

Die offenkundige Stimmungsverschlechterung indes ist Gift für den nötigen Umbau des Konzerns. Weder die Konzernführung um EnBW-Chef Frank Mastiaux noch die Betriebsräte und Mitarbeiter können die anstehenden Strukturbrüche auf eigene Faust bewältigen. Gerade jetzt ist ein gemeinsames und auch ein abgestimmtes Handeln oberste Priorität. Das Ziel, die Herausforderung der Energiewende zu meistern, gerät sonst außer Reichweite.