Der Fußballtrainer Massimo Morales hat beim Fußball-Drittligisten Stuttgarter Kickers seine Entlassung provoziert – den Schaden hat der Verein, kommentiert StZ-Sportredakteur Joachim Klumpp die Beurlaubung des Übungsleiters.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - Das Trainerkarussell in der dritten Liga dreht sich schneller als mancher Looping auf dem Volksfest. Nachdem vergangene Woche bereits drei Trainer am gleichen Tag entlassen wurden, war am Montag Massimo Morales an der Reihe – was die rekordverdächtige Quote bei den Stuttgarter Kickers auf nun fünf Übungsleiter innerhalb von nicht einmal zehn Monaten geschraubt hat.

 

Die Verantwortlichen dürften selbst nur zu gut wissen, dass dies kein Ruhmesblatt ist. Aber entweder hatten sie keine Geduld, wie bei Dirk Schuster nach dem Aufstieg, oder wagte sich der Sportdirektor Guido Buchwald als Versuchskaninchen für drei Spiele aus der Deckung, oder war Gerd Dais trotz intensivster Suche der falsche Mann am falschen Ort, oder bekam Massimo Morales aus falscher Dankbarkeit über den Klassenverbleib gleich einen Zweijahresvertrag – plus etliche neue Wunschspieler.

In letzter Konsequenz ist der Italiener aber weniger an der miserablen Ausbeute von nur drei Punkten aus acht Spielen gescheitert, die schon kaum mehr einen Spielraum ließen, als an seinem Führungsstil. Denn der 49-Jährige entpuppte sich auf Degerlochs Höhen zunehmend als Diktator statt als Motivator. Fast schon willkürlich sortierte er gestandene Spieler aus dem Kader, das Fass zum Überlaufen bracht schließlich die Suspendierung des Vizekapitäns Julian Leist. Man kann dessen Vergehen als unprofessionell bezeichnen, aber die Konsequenz stand in keinem Verhältnis zu den Verdiensten des Spielers. Dass nun vorübergehend (oder doch länger?) Jürgen Hartmann das Ruder übernimmt, verdeutlicht die Brisanz: einen weiteren Fehlschuss können sich die Kickers nicht mehr erlauben.

Denn der Verein hat nicht nur den finanziellen Schaden (Stichwort Abfindung), sondern auch ein Imageproblem. In dem Bestreben nach immer mehr Professionalität, dem zuletzt schon etliche Personen zum Opfer gefallen sind, fragen sich viele Anhänger inzwischen, für was ihre Blauen im Jahr 2013 eigentlich noch stehen. Als unstrittige Antwort gilt einstweilen nur: für den Abstiegskampf.